Medienkompetentes Kind von Steine fressenden Eltern
Dieser Blog-Eintrag, der mit der Beschreibung eines blutigen Unfalls auf dem Spielplatz enden wird, soll auch mit einer Spielplatz-Szene beginnen.
Es lag ein paar Wochen zurück: Ella spielte im Sand, während ihre Eltern mit einer Altonaer Konkurrenz-Mutter ins Gespräch kamen.
Als das Thema "Erziehungsstil" zwangsläufig aufgetischt wurde, sahen Ellas Eltern bald recht blass aus: Die Konkurrenz-Mutter dozierte über den Gebrauch des Fernsehapparates in Anwesenheit von Kleinkindern.
Sie lasse, sprach sie, hier und da auch mal aus Versehen den Fernseher laufen, wenn ihr Kind im Zimmer ist. Ein schlechtes Gewissen habe sie aber schon. Ein anderes Kind, von dem sie weiß, habe allerdings sogar schon eine Lieblingssendung, nämlich "Heidi" und dieses Kind schaue immer gerne den Heidi-Vorspann, doch bei Lichte betrachtet, so die Konkurrenz-Mutter, sei das mit "Heidi" gar nicht so schlimm, denn die Sendung stamme schließlich aus einer Zeit, in der in Zeichentrickfilmen nur etwa alle 10 Sekunden das Bild wechselt.
Ellas Eltern, wie gesagt bereits erblasst, schwiegen und schritten anschließend nachdenklich nach Hause, mit Ella natürlich.
Ella würde das Kind, das den Heidi-Vorspann liebt, als lächerlichen TV-Anfänger deklarieren. Ellas Fernseherfahrung ist immens! Gegen 18:10 kann man sie mit den Füßen scharren und "Simpsons" murmeln sehen. Diese Serie, im Übrigen mit recht rascher Bildfolge, ist Ellas absolute Lieblingsserie. Danach heißt es "Kochen Kucken", denn Mama liegt zwischen 19:00 und 20:15 immer apath
Manche Leute mögen dies verurteilen. Die dynamische Kleinfamilie findet, dass eine derartige Erziehung den Kindern sogenannte Medienkompetenz vermittelt und hat - seit sie das so sieht - gar kein schlechtes Gewissen mehr.
Ellas Medienkompetenz stößt seit Kurzem sogar in noch tollere Dimensionen vor. Ella kann schon im Internet Tierbilder anfordern und dann mit der Maustaste anklicken, sodass sie schön groß werden. Ähnlich wie die Mimi aus dem Schlager nie ohne Krimi zu Bett geht, geht unsere Möhre nicht schlafen, ohne im Internet noch nach - in dieser Reihenfolg
Von insgesamt neun Bundesligaclubs kennt sie nämlich nun das Wappen. Ein wahres Fest war gestern die Sportschau, die Ella - medienkompetent - selbstverständlich in voller Länge sah: "Mama Schalke! Papa Bochum!", brüllte Ella als das Familienderby angesagt wurde und im Hintergrund die Wappen prangten.
"Da! Ich!", hieß es, als das Leverkusener Wappen leuchtete. Bayer Leverkusen ist nämlich nach wie vor Ella Lieblingsbundesligist.
Auf den nächsten Berlin-Besuch wird man sich freuen dürfen, wenn Ella auf den Hertha-Aufnäher des üblen Typen in der U-Bahn deutet und spricht: "Guck mal Papa: Iiiiiiiiih Baaaah".
Und nun muss dieser Text noch einmal zum Spielplatz schwenken, wo Ella ein tolles Paten-Wochenende ausklingen lassen wollte.
Beim Absteigen vom Bobbycar jedoch verunfallte das Kleinkind in des Vaters Rücken. Als er sich umdrehte, fand er sein Töchterchen weinend auf dem Boden. Zum zweiten Mal in Ellas Leben hat sie ein wenig geblutet. Papa rannte schnell nach Hause und holte Pflaster und Gummibärchen.
Danach stellte Ella ihre Eltern bloß: Ella spielte Eisverkäuferin und brachte M
Schließlich kam Ella wieder mit einer Hand voller Steine an. Papa und Mama taten mal wieder so, als würden sie diese genüsslich verschlingen. Entsetzt starrte Ella ihre Eltern an und sagte: "Nicht Mund. Steine!!!".
Der abrupte Wechsel von der Spielebene in die Realität hielt den Steine kauenden Eltern einen fiesen Spiegel vors Gesicht. Ella konnte einfach nicht fassen, dass ihre Eltern tatsächlich Steine essen wollten...