Sonntag, August 10, 2008

Von Gummibären und Bärten

Das Ergebnis eines kleinen Eltern-Bilanzgespräches am heutigen Abend war folgendes: Manche pädagogischen Maßnahmen erweisen sich als richtig, andere als eher unglücklich.

Zu letzteren muss Papas "Heilungsmethode" genannt werden, nach der der kleinen Ella immer ein Gummibärchen auf die Stelle gelegt wird, an der sie "Aua" hat.
Eigentlich ist das ja eine total tolle Sache: Kind läuft gegen den Schrank. Aua. Gummibärchen. Schmatz. Kein Aua mehr...

Momentan ist Ella allerdings schon in einer geistigen Verfassung, dass sie die Sache als Weg zu sonst verborgenen Schätzen erkannt hat.
Es fing damit an, dass Ella bereits in Sekunde eins des Wehklagens nach einem Unfall das Wort "Gummibär" in den Schrei hineinmixte.
"Geht ja ganz schön schnell, diese Forderung, wo der Schrank noch wackelt, gegen den sie eben lief", dachten sich die Eltern. In Phase zwei dieses Missbrauchs (dieses harte Wort muss wohl verwendet werden) wurden Schmerzen simuliert.

Nichts geschah. Plötzlich ein gellender Schrei. Ella hat Schmerzen. "Gummibär!" und schon ist Ella geheilt und kaut selig. Im Übrigen schreit sie nicht mehr unbedingt "Gummibär!" - das ist viel zu viel Aufwand. Schließlich weiß sie, dass die Gummibärchentüte direkt neben der Mikrowelle liegt, wie in jedem westlichen Haushalt, so dass auch durchaus nur mal eben dorthin gedeutet wird um die Gelatine zu ordern.

Phase drei ist nun wirklich bedenklich: Ella riss den Mund auf, schlug vorsichtig mit den Zähnen gegen die Tischkante, weinte und forderte ein Gummibärchen. Bekommen hat sie keines, da der Schiedsrichter (Mama) eindeutig auf Schwalbe entschieden hat.
Hier ist ein Mensch vor Selbstverstümmelung zu bewahren. Es gab daher kein Gummibärchen für diese äußerst dumme Aktion unserer Tochter.

Passend zum Thema hat Ella übrigens in einem Feinschmeckerlokal, dessen Namen wir beschämt verschweigen, ein Gerät mitsamt Junior-Tüte erhalten, das in der Lage ist, exakt einen Song abzuspielen. Ella erhielt den einzig angemessenen Song, welcher in etwa so geht: "Ich bin ein Gummibär, bin ein Gummibär, bin ein Gummi, bin ein Gummi, bin ein Gummibär."

Ellas Eltern erhöhten die Feierlichkeiten, indem sie zu diesem Meisterwerk jahrhundertealter Musikgeschichte attraktiv tanzten.
Auch Ella begann nun, mit Armen zu schlackern und Po zu wippen. Bei Ella, von den Proportionen her einem Gummibären im Übrigen nicht unähnlich, erlangte der Tanz Perfektion.

Ella fuhr mal wieder durch die Nation. Berlin hieß das Ziel, wo Omaopa (neuerdings ein Wort) Geburtstag feierten. In noblem Saale speiste man vom Buffet und spielte mit den anderen Vertretern der next generation. Eine Mutter der Konkurrenz bemerkte schließlich: "Ella sieht lustig aus". Nur Stunden später mussten sich Ellas Eltern anhören "Ach, Ella heißt eure Tochter? Das ist ja mal ein unspektakulärer Name."

Obwohl beide Sprecher sich im Anschluss mühsam aus dem von ihnen verzapften Schlamassel winden und somit die Zornesfalten der Möhren-Eltern glätten konnten, bleibt dieses triste Fazit des Berlin-Wochenendes: Für den Osten Deutschlands ist Ella unspektakulär und sieht lustig aus...

Nebenbei wird demnächst eine tolle Foto-Ausstellung in Altona eröffnet. Titel "Kleinkind simuliert historische Bartträger". Hier zeigen wir als Vorgeschmack schon mal Ellas Version von Francis Drake.
Dali, Beck, Hitler und Bud Spencer sollen folgen...

1 Comments:

At August 11, 2008 8:18 AM, Anonymous Anonym said...

Wir gehe davon aus, dass Ella daran gedacht hat, ihren Eltern zum ersten Hochzeitstag zu gratulieren! Wir tun das jetzt auch mal (nachträglich) ...

Manja + Christian

 

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