Samstag, Dezember 29, 2007

Souverän durch diverse Weihnachtsfeste

Schon jetzt ahnen wir Schlimmes für den Tag, da die festlich geschmückte Wohnung von ihren zahlreichen Weihnachtsmännern und dem Weihnachtsbaum befreit wird. Ella liebt diese Utensilien schließlich über alles. Ihr Dilemma dabei ist lediglich, dass sie einerseits einen ganz bestimmten Keramik-Weihnachtsmann ständig in den Arm nehmen will, dieser aber auch unbedingt an dem ihm zugedachten Ort auf der Kommode zu stehen hat.

Körperliche Nähe und Ordnungssinn treten also in ihren weihnachtlichen Kampf. Und so deutet Ella auf die Kommode, begleitet von einem Geräusch ihrer Wahl, und bekommt, wenn sie Glück hat, von einem Elternteil die rot-weiße Figur heruntergereicht. Dann nimmt sie das Utensil in den Arm, latscht damit verliebt durch die Wohnung und ist schließlich entsetzt darüber, dass der Weihnachtsmann nicht mehr dort steht, wo er hingehört. Ein weiterer Deut auf die Kommode und die Eltern stellen den Weihnachtsmann wieder brav zurück.

Wie reagierte Ella nun auf das Bescherungszimmer? Blog-Lesern der eher romantischen Natur, die auch gerne Weihnachtsfilme im ZDF sehen, sei hier knallhart Folgendes an den Kopf geworfen:
Ella betrat das Festzimmer, deutete auf den nun leuchtenden Baum, die darunter liegenden Geschenke und schließlich auf ihre tolle neue Sitzecke und - weinte.

"Volltreffer", dachten sich die Eltern, "da hat der Weihnachtsmann ja so richtig ins Schwarze getroffen." - "Hat er auch!", konnte man Minuten später erleichtert feststellen, denn wie vorgesehen nahm Madame Ella auf einem ihrer Stühle Platz, setzte sich (mit dem Rücken zu den besinnlich gestimmten Eltern) an ihren Tisch und beschäftigte sich glücklich mit den anderen Geschenken, die grob mit dem Wort "DUPLO" zu beschreiben sind.

In den Folgetagen durchschritt Ella souverän die diversen Familienveranstaltungen, ließ Besuch aus Berlin (erst Oma, dann Opa) und Münster (Oma) kommen und besuchte im Anschluss selber noch einmal die Hauptstadt, um quasi als fleischgewordenes Weihnachtsgeschenk für einen Fotografen zu posieren. Cousine Lina und Cousin Tim vervollständigten die Bilderserie, die die anfangs blonde und später grauhaarige Fotografin zu schießen hatte.

Dass Ellas erste lach-freie Stunde seit Monaten angebrochen war, sollte nicht das Hauptproblem sein. Vielmehr watschelten entweder Tim oder Ella nach Belieben im Fotostudio herum. Zuletzt standen vier Erwachsene hinter der Fotografin, ließen lustige Mützen mit Bommeln baumeln, machten Grimassen und lustige Geräusche, damit die Kinder irgendwie noch zu einem vernünftigen Foto-Motiv mutierten.
Lina lächelte, Tim lachte, Ella guckte entsetzt. Ein schönes Bild mag entstanden sein... "Die Entwicklung dauert zwei Wochen", log die grauhaarige Fotografin.

Zum Schluss noch zwei weihnachtsfreie Informationen:
1) Ella hat sich schon vor zwei Wochen ein tolles neues Spiel ausgedacht. Es geht so: Sie stellt sich im Flur mit ihrem Rücken ganz eng an eine Wand, deutet dann auf eine Stelle, an der sich jemand anderes hinzustellen hat, wechselt dann die Position und zeigt den Mitspielern wiederum, wo sie sich nun hinzustellen haben. Manchmal stehen dann fünf Leute im Flur an der Wand und machen das Kleinkind glücklich.
2) Mit Ellas Sprachzentrum geht es jetzt rubbel-die-katz. "A" heißt "ja" "au" heißt Hund und "O" heißt "Ohr". Viele sinnvolle Sätze lassen sich aus diesem Wort-"Schatz" sicher noch nicht kombinieren, aber ein Anfang ist es schon mal.

Ella wünscht allen Lesern einen guten Rutsch ins neue Jahr. Den Schilderschreibern dieser Nation gibt sie auf den Weg: "Silvester" schreibt man nicht mit Ypsilon.

Sonntag, Dezember 23, 2007

Krank. Zahn. Kalt. Besinnlichkeit geht anders

Die ersten drei Fotos dieses vorweihnachtlichen Blog-Eintrages zeigen eine kranke, die beiden letzten eine zahnende Möhre.
Ellas Woche hatte es in sich.

Und trotzdem: Ella ist in Weihnachtslaune. Schließlich weiß sie mittlerweile sehr gut, was ein Weihnachtsmann ist und kann ihn auch in mikroskopisch kleiner Version noch erkennen und ihren Eltern aufgeregt zeigen.

Auch das Phänomen "Weihnachtsbaum" ist Ella durchaus bekannt, denn wenn man sie fragt: "Ella, gibt es hier einen Weihnachtsbaum?", dann flitzt das Kleinkind ins Wohnzimmer und deutet mit großen Augen auf das grüne Ungetüm, das sich seit heute dort befindet. Und was baumelt am Weihnachtsbaum? Ein Weihnachtsmann! Ella dreht hier bald durch.

Verlierer der Woche dürfte dagegen das wie der Baum im Wohnzimmer befindliche Sofa sein. Kurz bevor an den Feiertagen und zu Silvester mal so richtig Besuch ins Haus steht und dieser - so war es zart angedacht - durchaus auch dem Sofa Platz nehmen sollte, wackelt dieser kühne Plan.

Zunächst erbrach Ella - der Papa war außer Haus - auf das Sofa, welches seitdem beharrlich nach gegorener Vollmilch duftet.
Zu diesem olfaktorischen Supergau gesellte sich anschließend der optische: Ella sah fern. Und unter ihrem Popöchen lag währenddessen: Eine halbe Tafel Schokolade (Zartbitter), die mit jeder gemütlichen Fernsehminute an Haltung verlor und mittlerweile eine untrennbare Verbindung mit dem Sofa eingegangen ist; übrigens nicht auf, sondern neben dem Milchfleck. Die Stuhl-Krise ist vorbei. Die Sofa-Krise bestimmt das Tagesgeschäft.

Wir haben kein Foto manipuliert. Will heißen: Kurzfristig sah es in Hamburg tatsächlich nach weißen Weihnachten aus. Die Zugereisten wunderten sich und die echten Seemänner konnten es sich auch nicht erklären, aber in den letzten beiden Tagen lag die Hansestadt unter einer direkt kitschigen Puderzuckerdecke.

"Komm Ella, draußen liegt Schnee. Das ist geil!", sprachen die Eltern in Ellas zahnendes Gesicht.
Die Angesprochene stapfte artig nach draußen und konnte dem kalten Mist-Zeug gar nichts abgewinnen. Überhaupt ist Ella ein unfassbarer Winter-Feind. Geboren an einem der heißesten Tage der letzten Jahre. So jemanden stellt man nicht einfach in den Schnee.

Und da Handschuhe auch zum Themengebiet "Winter" zählen, lehnt Ella diese ebenfalls ab, was zu äußerst prekären Situationen führt: Ella zieht keine Handschuhe an, protestiert wütend und unter großen Geschrei. Fünf Minuten später hält sie entsetzt blickend ihre roten Hände vor ihr Gesicht und die Gesichter ihrer Eltern. In ihrem Blick ist dann nur ein Wort abzulesen: KÄLTE. Stülpt man ihr dann die Handschuhe über, siegt aber blitzschnell blitzschnell der Handschuh-Hass über die Kälte. In jedem Fall wird getobt, schwer hat man es als Kleinkind im bibbrigen Winter.

Dann ist das Geschrei wieder groß und wer genau aufgepasst hat, der weiß, dass der Winter praktisch komplett angeschrien wird von unserer kleinen Möhre.

Morgen aber wird's was geben. Der Weihnachtsmann war beim Tischler und stellt Ella morgen eine tolle Sitzecke untern Baum. Holz zu Holz.

Ella und ihre Eltern wünschen der weiten Welt ein frohes Weihnachtsfest.

Sonntag, Dezember 16, 2007

Wir, die Verbeulten

Wenig erforscht ist das menschliche Gehirn. So sind wir natürlich gerne bereit, unsere empirischen Ergebnisse weiterzureichen. Es steht nämlich seit kurzem fest: Das Sprachzentrum ist direkt gekoppelt an das Schuldbewusstsein.

Die Erkenntnis kam Ellas Mama, als Ella jüngst die gläserne Schneekugel auf den Boden warf, das Zersplittern des kitschigen Accessoires teilnahmslos beobachtete und ohne weitere Reaktion (z.B. einem gewissen Schuldbewusstsein!) durch ihren Alltag stapfte. Natürlich immer noch ohne zu sprechen. Wie gesagt. Das Sprachzentrum ist ja auch scheinbar mit dem Schuldbewusstsein verknüpft.

Dass Ella trotz aller Sprachlosigkeit dennoch tosenden Lärm machen kann, soll die reizende Anekdote vom letzten Sonntag ermitteln.
Der Berliner "Tatort" konnte nämlich nur dank der Videotext-Unterstützung für Gehörlose genossen werden.
Apathisch und unfähig oder unwillig, das durch die Wohnung tobende Kind zu bändigen oder zu erziehen, hingen die Eltern vorm Fernseher, in welchem ermittelt wurde. Nichts war zu verstehen von den Komissaren und den Verdächtigen. Ella hüllte alles in einen Klangrahmen aus Lachen, Poltern, "Ööööööööööh"-Schreien und Spielzeug durch die Gegend werfen. Und so knipsten die ratlosen Eltern dann die Videotext-Seite 150 an und ließen sich ihren Tatort untertiteln.

"Ööööööööööööööööööööööööh", machte es im Wohnzimmer.
"Sie sind vorerst festgenommen", übersetzte der Videotext.

Die Einheit der Familie kann nicht besser symbolisiert werden als durch eine gemeinsame Missbildung in Form eines Horns auf dem Kopf. Ja, wir alle drei sind verbeult. Schuld an jeder einzelnen Beule hat Ella.

Ihre eigene Beule führte sie sich heimlich zu. Sie krabbelte unbemerkt auf den Wickeltisch und stürzte sich kopfüber auf ihren Teppich. Weinen. Beule.
Ihren Eltern zog sie dann eine knallharte Holzrassel durch die Schädeldecke. Ein niedliches Kleinkind auf dem Schoß des Vaters, der an nichts Böses denkt - schon rummst es bedenklich laut an seiner Schläfe. Kein Weinen. Beule.
Wenig später klebte Ella auch der Mama mit der selben Rassel eine. Kein Weinen. Beule. Rassel weg.

Und so lief die verbeulte Kleinfamilie durch das kalte Hamburg und machte sich auf zu einem Flohmarkt.
Was wir nicht wussten: Es ist ganz schön klug, mit einem süßen Kind auf einen Flohmarkt zu gehen, der in Begriff ist zu schließen.
Ella wurde nämlich beschenkt! Hier ein Holzauto, dort eine Pampers-CD. Hier ein Garderobenhaken und da noch eine zweite Pampers-CD.

Eine Sache durfte sich Ella aber auch ganz alleine aussuchen auf dem Flohmarkt. Und so griff sie seelenruhig hinein in das reiche Repertoire auf dem Tapetentisch und fischte sich eine Maxi von Herrn Michael Jackson.
"Argh", dachte Papa und ging stumm mit seiner Familie, CDs von Pampers und Michael Jackson, einem Holzauto, einem Garderobenhaken und noch irgendwelchem Klimbim nach Hause.

Sonntag, Dezember 09, 2007

Informationen zu Ellas Geschmacksnerven

Schon einmal äußerte Ellas Papa an dieser Stelle seine durchaus unpopuläre Meinung zum Thema "wohltätiger Verkauf selbstgebackener Plätzchen".
Wir wollen die Plätzchen, die heute in unserer Weihnachtsbäckerei entstanden, nicht verkaufen, auch nicht für einen wohltätigen Zweck, sondern selber essen.
Warum dies alle Eltern kleiner Kinder so tun sollten, möchten wir hier kurz erklären:

Ella fand durchaus Interesse an den vormittäglichen Vorgängen in ihrer Küche. Hier wurde gerührt, dort wurden Eier getrennt (wobei Streit ausbrach, da Ellas Papa mit dieser Aufgabe vollkommen überfordert war und Ellas Mama in altkluge Arroganz verfiel).
Fröhlich begann Ella zu helfen. Sie patschte, hustete, nieste in die diversen Teigschüsseln, griff beherzt hinein und kostete, tunkte die bespeichelte Hand zurück in den Teig und sorgte für den maximal denkbaren Virenaustausch via Plätzchenessen.

Bis auf die paar Leute, die uns in der nächsten Zeit besuchen werden, wird aber keiner von diesen Plätzchen essen. Außer uns natürlich. Und das ist auch ganz richtig so, und deshalb sind wohltätige Keksverkaufsstände auf Weihnachtsmärkten zu meiden.

Neben den beiden alljährlichen Kekssorten, die immer überall gebacken werden (die mit dem Eiweiß und die mit dem Eigelb), wollten wir Ella auch kindgerechte Keksproduktion bieten. So schmiss Mama die biederen Zutaten Mehl, Ei, Zucker und vor allem Butter zusammen und gemeinsam stach die dynamische Kleinfamilie Sterne, Weihnachtsbäume und anderes aus dem
vor Fett triefenden Teig.

Gut schmecken tun diese Kekse natürlich nicht. Es sind halt echte Kinderkekse. Dumm nur, dass Ella die Geschmacksnerven einer 45jährigen hat und die Kinderkekse genauso dämlich findet wie ihre Eltern.

Ellas Geschmacksnerven drehen vor allem gegen Abend immer völlig durch. Wird sie nach 22 Uhr noch mal wach und will im Wohnzimmer noch ein wenig stänkern, dann mag sie beispielsweise auch Oliven. Schokolade ist dagegen nicht so ihr Ding. Die Liebe zu Dominostein und Schokoherz erziehen wir ihr in diesen Adventstagen erst mühsam an. Man nenne uns ein weiteres eineinhalbjähriges Mädchen dieses Planeten, das Oliven mag und Schokolade oder Kinderkekse langweilig findet...

Und weil gestern ja "Wetten, dass..?" lief, noch dies: Wieviele Haselnüsse passen in Ellas Mund? Die vorläufige Antwort: Acht. Vorläufig ist die Antwort deshalb, weil Spielverderber Papa den Rekordversuch unterbrach, als seine Tochter bereits die neunte Nuss zum Mund führte, der sich nur einen Spalt breit öffnete. Eben so weit, dass er eine neue Nuss empfangen kann, ohne eine der anderen acht zu verlieren. "Schluss! Aus!", rief Papa und barg die Haselnüsse aus seiner Tochter.

In dieser zweiten Adventswoche kamen zu Ella:
Der Nikolaus, der ihr einen Rucksack schenkte (auf diesen ist Ella stolz wie Bolle. Aber wehe, man will etwas hinein tun. Ellas Rucksack hat leer zu sein, sonst setzt es was mit seiner Besitzerin). Zwei Pakete der beiden Omas mit tollen Dingen drin. Der Teil der Berliner Verwandschaft, der nicht krank ist.

Dem Besuch konnte Ella gleich mal zeigen, was sie bedenklicher Weise schon kann: Prosten. "Prost" hallt es aus dem Mund der Verwandschaft, während Ella mit ihrem Wasserbecher reihum geht und diesen an jedes andere Gefäß knallt. Prost!