Sonntag, Januar 11, 2009

Eismann mit Wundschmerz

Am Samstag feierten wir gemeinsam mit dem Ungeborenen das Fest der "Ellareife". Es war der Tag, an dem Ellas Bruder solange im Mutterleib weilte wie seine große Schwester, die damals nach 36+1 in Form eines kräftigen Tritts und anschließendem Blasensprung ihre Zeit im Mutterleib beendete.
Nachdem Papa dann auch noch kurz vor der Ellareife erfuhr, dass Beamtenkinder immer am Wochenende "kommen", weil dies am wenigsten den Arbeitsfluss beeinflusst und dann tatsächlich in einer repräsentativen Umfrage im Lehrerzimmer deutlich wurde, dass die Kinder der Lehrer vor allem am Wochenende oder zu Beginn der Ferien (Ella) schlüpfen, da war Papa klar: Jetzt isses soweit. Doch dann?

Maulende Gattin. Ein Bauch, der mittlerweile bar jeder Ästhetik ist und nicht mehr menschlich und daher im wahrsten Sinne abartig oder entartet ist. Immer mal wieder Wehen. Aber: Keine Geburt in Altona. Nichts.
Beim heutigen Abendessen lernte Ella blitzschnell eine neue Vokabel und zeigte mit dem Finger auf ihre Brot kauende Mutter: "Mama, du bist entartet!". Papas Applaus war sicher. Er hatte es zuvor schließlich genauso formuliert und Ella hat ein feines Gespür für sichere Pointen.

Fünf Werktage gilt es zu überstehen. Vor allem für den Donnerstag und Freitag hat Papa strengstes Gebärverbot verordnet, denn sonst können die Geo-Referate der neunten Klassen nicht mehr in die Halbjahresnot einfließen, was üble Folgen haben kann.
Lieber Leser, du merkst, dass der Ella-Blog immer mehr auch das zweite Kind fokussiert.

Doch Ella weiß sich zu helfen: Scheinbar spürend, dass auch Wohl und Wehe einiger Schüler vom Zeitpunkt der Geburt von Ellas Bruder abhängt, welche daher in der Schülerschaft Tagesgespräch ist, hat es Ellas Popo geschafft, für Tumulte am Gymnasium zu sorgen.

Ella schlief in der Nacht zum Donnerstag wie immer im Bett ihrer Eltern. Ohne Stillkissen, dies konnten wir ihr tatsächlich abtrainieren. Dafür mogelte sich etwas ganz anderes in die traute Dreisamkeit. Es begann zu müffeln, irgendwann in der Nacht. Am nächsten Morgen war die Windel tatsächlich voll und Ellas Po tat der jungen Dame so sehr weh, dass sie nicht mehr sitzen und laufen konnte.

Ella ging nicht in die Kita, Papa aber sehr wohl in die Schule. Eine Fehlentscheidung. Die Hochschwangere fauchte durch's Telefon. Papa tönte durch's Lehrerzimmer: "Ellas Po rot. Kann morgen nicht kommen!"

Dann kam er aber doch. Ella ging in die Kita, weil am Morgen der Arzt Ellas Popo mit einer feuerroten Tinktur einrieb, die unserer Tochter bis zum sonntäglichen Bade in bestimmten Regionen das Aussehen eines Pavians verlieh. Der Stundenplan wurde einmal hin und dann wieder hergeschmissen. Neben Ellas ungeborenen Bruder war nun auch Ella selbst wieder Thema unter den Schülern. So geht man mit Konkurrenz um.

Seit Samstag ist Ella übrigens der "Eismann" und möchte seitdem auch nur noch so genannt werden. Grund ist ein neues Superspielzeug, mit dem man Waffeleis und Eisbecher zusammenbauen kann. "Welches Eis willst du?" ist daher eine Frage, die wir seit Samstag vielleicht schon etwa 100 mal gehört haben und immer artig beantwortet haben (Der Eismann hat Erdbeer, Schoko und Vanille; eine Kirsche, eine Erdbeere, einen Keks, eine Waffel und einen Becher - Mathematiker mögen in ihrer unendlichen Welt der Langeweile ausrechnen, wieviele verschiedene Eis Ella im Sortiment hat.)

Ellas Eltern sehen sich aufgrund der rapiden Sprachentwicklung ihrer Tochter mit ihren eigenen Sprachmarotten konfrontiert: "Sehr geil" sprach Ella und immitierte damit eine beliebte Floskel ihrer Mama. Dann hörten wir "Das ist echt schlimm" aus Kleinkindmund. Für diese Floskel ist der NDR verantwortlich. Unter den in Hamburg zu empfangenen Radiosendern ist der NDR der am wenigsten furchtbare. Dennoch grummeln Mama und Papa "Das ist echt schlimm" scheinbar in jeden üblen Song und jede missratene Moderation. Ella hat sich den Satz wohl kaum selber ausgedacht.

2 Comments:

At Januar 11, 2009 9:20 PM, Anonymous Anonym said...

Auch wenn der geneigte Blog-Leser jetzt das schlimmste in puncto Taille von Ellas Mutter befürchtet (s. letztes Bild), muss ich doch enttäuschen: es ist nur eine (sehr üble) optische Täuschung und die Mutter wiegt selbstverständlich auch im (gefühlt) elften Monat der Schwangerschaft nur soviel wie ein junges Reh.

 
At Januar 11, 2009 9:21 PM, Blogger martin said...

... oder wie heißt das graue Tier mit dem Rüssel da...

 

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