Sonntag, April 27, 2008

Vitamine für Papas Laptop

Immer noch leidet Ella an Farbverwirrung. So konnte man heute einem Dialog lauschen, den man seltsam finden müsste, wüsste man nicht um Ellas Fehlprogrammierung der Farben-Namen. Der Dialog fand ungefähr im Türrahmen der Badezimmertür statt und kann thematisch mit dem Wort "Zahnpastawahl" beschrieben werden.

Ella hatte sich nämlich mal wieder die Zähne zu putzen. Ihre innig geliebte quietschrote Pasta war nun endgültig alle, der Ersatz war humorlos weiß und schmeckte nicht mehr nach Ekel-Himbeer, sondern nach Ekel-Kaugummi. Bis zu diesem Geschmackserlebnis kam es aber nicht, da Ella die weiße Zahnpasta kategorisch und voreingenommen ablehnte. Zu erkennen war dies unter anderem daran, dass sich das Kind - Kopfverletzungen billigend in Kauf nehmend - auf den Boden warf, mit dem Kopf gegen Türrahmen stieß, allein um der weißen Zahnpasta zu entgehen.

Glücklicherweise befand sich aber in der Urlaubs-Tasche noch eine Zahnpasta-Tube. "Yes, rot." dachten die Eltern, während die Gelee-Masse auf Ellas Bürste schwappte. Zahnpasta rot. Ellas Welt wieder in ihren Fugen.

Am nächsten Tag wurde Ella dann (völlig überflüssigerweise) die Frage gestellt: "Ella - welche Zahnpasta? Rot oder weiß?" - Ellas Antwort: "Blau". Dann Mama wieder: "Okay. Alles klar. Rot."

Wer diesen Dialog "irgendwie komisch" findet, der lese sich den vorherigen Blog-Eintrag durch und schweige.

Ellas politischer Beitrag zur Debatte, ob Rentner ärmer seien als junge Eltern, war eine aufgelöste Vitamin C - Tablette, die Ella in Papas Laptop goss. Ellas Eltern sahen sich schon um einige hundert Euro beraubt und in unverschuldeter Armut, als nach zwei Tagen Austrocknen der Laptop erst rumpelnd und röchelnd ein paar Lebenszeichen von sich gab und nur wenige Stunden später vor Vitalität und Vitamin C nur so strotzte und nun wieder die volle Leistung erbringt. Ella hat Schwein gehabt und muss nun doch keine vorwurfsvollen Blicke der Eltern ertragen. Auch die Babyklappe ist derzeit kein Thema mehr.

Währenddessen ist unser kleines Töchterchen nun in die zauberhafte Welt der Zweiwortsätze vorgestoßen: So kann sie noch besser Ansprüche formulieren ("Ella AUCH, MEIN Papa, MEIN Buch") oder auf äußerst missliche Umstände aufmerksam machen ("Mais alle" - wer hat den denn gegessen? "Ella!")

Heute fuhr die dynamische Kleinfamilie an das Hamburger Flüsslein um sich am Strand ein wenig zu tummeln. Ella fand den Sand zunächst einmal richtig super. Als sie dann nach einer kleinen Elbbegehung nasse Füße hatte, blieb der Sand jedoch an den Füßen kleben. Das fand unsere kleine Diva nicht mehr so unproblematisch. Angewidert blickte Ella zu ihren Füßen. Papa schrubbelte den rechten, die Mama den linken Fuß sauber, sodass Ella wieder freundlich gucken konnte.

Beim Fotos Betrachten gab es eben Ärger: "Kaum ist Mama einmal am Fahrplan der Fähre um zu sehen, wann man hier wegkommt und lässt den Rest der Familie allein, hat die Tochter a) eine Sonnenbrille auf und wird b) auch noch fotografiert.", schimpfte Mama.
Von c) , nämlich der Präsentation dieses Fotos im Blog, weiß die Mama zur Stunde noch nichts.

Sonntag, April 20, 2008

Rot ist übrigens auch blau

In den letzten Tagen hat Ella ein unfassbares Schmerz-Gedächtnis entwickelt: Unser Kind kann sich auf einmal an alle schlimmen Unfälle des bislang ja noch recht kurzen Lebens erinnern und diese per Fingerdeut und lautem "Aua" ihrer Umwelt demonstrieren.

Das geht dann so: Schuhe anziehen. "Aua" - richtig, da war mal was. In Brüssel ist Ella mal Kunst auf den Fuß gefallen. Schwere Kunst.
Oder: Kopf waschen. "Aua" - stimmt. Irgendwann hat sich Ella bestimmt auch mal den Kopf gestoßen.

Ellas Schmerz-Memo mit Hypochondrie zu verwechseln, wäre ungerecht. Ihr tut nicht der Kopf weh und auch der Fuß zeigt uns munteren Schrittes, dass er vor Vitalität strotzt. Ella ist halt nur immer noch entsetzt darüber, dass ihr diverse Stellen schon mal weh getan haben. Schwierig, dieser Time-Switch.

Die absolute Wochensensation fand allerdings mitten im Badezimmer statt: Ella prügelte mit der Hand auf den Klodeckel und signalisierte, dass sie jetzt auch endlich mal da rauf will.

Schnell wurde ihr roter Klobrillen-Verkleinerer aufgesetzt und Ella huschte drauf. So weit ist das zwar bereits eine atemberaubend schöne Geschichte, aber wir können versprechen: Das dicke Ende kommt noch.

Dieses kam nämlich in Form eines kleinen Plumpsens, welches zart andeutete: Ella hat tatsächlich ins Klo... äh... gemacht. Papa und Mama waren mitsamt Tochter stolz und es hat kein Kind, wer sich den auf die Losung folgenden Jubel im Badezimmer nun nicht erklären kann.

Unser Sprach-Wunder Ella beschäftigt sich zur Zeit übrigens mit einer Wortneuschöpfung. Sie lautet "Bagee" und hat erstaunlich viele Bedeutungen. "Bagee" heißt zum Beispiel (und recht nah liegend) "Bagger", aber eben auch "Apfel", "arbeiten" und "Baustelle", was Gespräche durchaus verkomplizieren kann. Man stelle sich nur vor, das Kind möchte auf eine spannende Baustelle hinweisen und bekommt daraufhin einen Apfel gereicht. Das ist unschön.

Darüber hinaus kann Elll jetzt auch schon ein paar Farben.
Hassen tut sie die Farbe Weiß, weshalb sie die auch schon benennen kann. Toll findet sie grün und vor allem blau. Rot, das muss man wissen, heißt zur Zeit aber auch "blau".

Das klingt für Außenstehende jetzt vermutlich so, als könne Ella rot und blau nicht auseinanderhalten. Wir Eltern wissen aber, dass Ella das kann und lediglich die gleiche Bezeichnung für unterschiedliche Farben benutzt, können dies aber nicht näher erklären und bitten deshalb alle, dass man uns Glauben schenken möge. Ella kann rot und blau auseinanderhalten. Basta.

Überschattet wurde Ellas Woche davon, dass jemand anderes als sie kurzzeitig im Mittelpunkt stand. Aber auch Papas Geburtstag konnte die Möhre voll und ganz genießen, denn sie durfte Kerzen ausblasen und hatte dabei großen Erfolg. Zwei Tage später saß man im Restaurant und zündete zehnmal eine Kerze an, die dann jedes Mal mit großer Wonne in zwei Backen ausgepustet wurde. Die Kerze war übrigens "blau" und nur die dynamische Kleinfamilie weiß, welche Farbe damit gemeint ist.

Sonntag, April 13, 2008

Ellas Oma ist - "Die Mondbär-Expertin"

Wir beginnen mit einem Ausflug in Ellas anschwellendes Vokabular:
Täuschend ähnlich klingt es, wenn Ella von folgenden Dingen oder Zuständen berichtet: Katze, Jacke, Tasche, Alle.
Und nun nehmen wir einfach mal an, Ella besäße eine Jacke, auf der Katzen abgebildet sind. Darüber hinaus verfüge diese Katzenjacke auch über eine Tasche, welche leer (= alle) sei. Griffe das Kleinkind nun in diese Katzenjackentasche und würde sich von der Leere derselben überzeugt haben, könnte es sein, dass Ella dann folgendes sagt: "Katschje-Akschje-Akschje-Allje"

Wie gesagt, der Fall ist konstruiert, Ella besitzt gar keine Katzenjacke. Es soll hier nur verdeutlicht werden, wie toll Ella schon sprechen kann, welch lustige "schj"-Laute sie in manche Worte einbaut und wie wichtig ihr die vier oben genannten Dinge sind.

Neu im Programm ist übrigens das Wort "Aucho" (Auto).
Fragt man Ella nach ihrem Wochenendausflug nach Berlin, so bekommt man zunächst einmal "Aucho" als Antwort, da Ellas Oma ein paar "Auchos" dem begeisterten Kleinkind zwecks Rampe- Runterrollen zur Verfügung stellte. Ella war dermaßen beeindruckt von den Matchbox-Erzeugnissen, dass sie sogar auf die Frage "Was hast du denn bei der Oma gegessen?" mit "Aucho" antwortete, was übrigens nicht der Wahrheit entspricht.

Ellas Oma tut ja bekanntlich alles für ihr Enkelkind. Und doch konnte man - als ihr Babysitterauftrag um 1:00 nachts endete - den eher ungewöhnlichen Satz "Ich bin genervt" vernehmen. Was war passiert?
Ella nervte doch gar nicht, die schlummerte auf dem Schoße der Großmutter vor sich hin. Nerven tat in der Tat etwas anderes: Vor dem Einschlafen wurde für Ella nämlich die DVD vom "Mondbär" eingelegt.

Ella jubelte, sah sich ein paar Minuten den "Mondbär" an, wurde aber schnell müde und schlief auf der sitzenden Oma ein. Vorher verschwand ulkiger Weise der Miet-Opa mit der Fernbedienung und so musste die erst regungs- später auch fassungslos dasitzende Oma alle acht Folgen des Mondbären ertragen. Von den lustigen Abenteuern des kleinen Bären, von seiner Purzelbaumschule und seinem Geburtstagsfest weiß Ellas Oma nun alles. Eine echte "Mondbär"-Expertin hat der Fernbedienung mopsende Mietopa da erschaffen.

In Hamburg war Ella zuvor kurzzeitig krank. Mit Fieber in der Stirn glitt man durch den Mittwoch und gönnte sich für den Donnerstag eine Kita-Pause. Es wurde "Mondbär" geguckt, sich unter eine Decke gekuschelt und Kekse genascht. Ella, so darf vermutet werden, hat erstmals die süße Seite des Krankseins entdeckt. Mit Husten-Simulationen ist in Zukunft zu rechnen, denn auch wenn Ella die Kita liebt - so ein Mondbär-Keks-Decken-Happening hat einfach was.

Nun noch eine kurze Erklärung zum letzten Bild.
Das Wetter in Hamburg holte heute wieder alle möglichen Altonaer an die Elbe. Und da sich in Ellas Stadtteil einige Lebenskünstler tummeln, konnte man heute neben dem obligatorischen Einradfahrer auch Gassi gehende Frettchen besichtigen.
Ella deutet auf das Frettchen und freut sich. Papa findet, dass Ella guckt, als hielte sie gerade einen wissenschaftlichen Vortrag über Frettchen, Mama findet, Ella guckt, als sagte sie: "Na na na, so geht das aber nicht."

Sonntag, April 06, 2008

Schlimme Wolken - darunter halt Belgien...

Wer einen zur räumlichen Verstreuung neigenden Freundeskreis sein Eigen nennt, der muss hin und wieder auch mal in Verkehrsmittel steigen.

Umjubelt ist der Zug - Ellas zweite Heimat. Wie die Möhre dagegen Flugzeuge findet, war bis Freitag unklar, denn die bisherigen Flüge erledigte Ella stets schlafend.
Diesmal war das anders: Ella flog nach Brüssel und von dort wieder zurück nach Hamburg - jeweils wach.

Toll war es vor dem Hinflug auf der Terasse des Flughafens. Papa informierte in knappen Ausführungen sein Töchterchen über das Wunder des Fliegens. Ella erlebte dann tatsächlich als Zuschauerin den donnernden Start eines Airbus und mit einem Strahlen im Gesicht und einem heftigen Kopfnicken gab Ella ihr Okay, sozusagen ihre Startfreigabe: Flugzeuge, so Ella, sind toll.

Zwanzig Minuten später stand sie vor der kleinen Lufthansa-Maschine mitten auf dem Rollfeld. Mit einem Fingerzeig, begleitet von einem verzweifelten Gesicht und heftigstem Kopfgeschüttel wollte Ella plötzlich den Start verweigern. Flugzeuge sind laut, hässlich und total doof, so Ella.

Zu Ellas Überraschung aber fand sie den Flug dann super. Und die Stewardess hatte sogar noch eine Schnullerkette für Ella dabei - absolut fett. Auch der Lufthansa-Sandwich schmeckte der Möhre...

Der Rückflug dagegen war aus Ellas Sicht eine einzige Katastrophe. Schlimm waren die Wolken. Wenn Ella in die hineingeflogen wurde, musste geweint und gezetert werden. Außerhalb der Wolken ging es. Man konnte runtergucken: Belgien halt. Lag da so rum, später auch Deutschland. Ganz nett. Dann aber wieder Wolken. Ekelhaft. Zum Schreien. Das tat Ella dannn auch. Noch lange nach dem Aussteigen konnte man Ella auf die Frage, ob Flugzeuge toll seien, ganz entschieden den Kopf schütteln und sich die Augenbrauen in den Zorneswinkel erheben sehen.

Auch jetzt, als die Bilder auf dem PC angesehen wurden, rastete Ella bei den Flugzeug-Bildern aus vor Angst und Wut. Ellas Mama sprach daher die erste Bilder-Zensur für den Blog aus.
Ein sehr aussagekräftiges Foto, das Ella entsetzt vor dem Flugzeug zeigt, soll nicht in die weite Welt gehen. Stattdessen durfte das Bild, das Ella lediglich besorgt vor dem Flugzeug zeigt, die Zensur passieren.

Was geschah zwischen den Flügen?
Belgien - was Kinderfreundlichkeit betrifft ein Schurkenstaat - zeigte sich ausgesprochen wechselhaft. Das Wetter war mal atemberaubend schön und mal unfassbar schlecht und auch die Kellner schafften es, freundlich und unfreundlich zugleich zu sein.

Klein David, Ellas belgischer Freund, lebt im Brüsseler Süden in einem riesigen Haus. David ist 6 Monate alt und von erstaunlicher Freundlichkeit. Neben Ella gastierte auch Luis, der ein wenig Berliner Luft in die Kinderschar brachte, in Brüssel: Ella, dezent norddeutsch. David, freundlich glucksend belgisch. Luis, der Unzähmbare aus Berlin, wa.

Schlimm war dann Folgendes:
Ella erkundete das Haus, das aufgrund der noch wenig ausgeprägten Agilität des kleinen Davids nur rudimentäre Spuren von Kindersicherheit aufwies.
So schnappte sich Ella das nächstbeste Gefahrengut in Form eines rund zehn Kilogramm schweren Steins, der auf einer Kommode lag.
Keiner der tratschenden Erwachsenen sah dann, wie das Kleinkind den Stein zu sich holte und ihn sich dann auf den nackten (!) Fuß schmiss.
Ella weinte einen Abend lang, hatte am nächsten Morgen aber alles vergessen.
Die Eltern waren so dreist, angesichts des weinenden Kindes sogar noch darüber zu diskutieren, ob es sich bei dem übel schweren und kinderfeindlichen Gegenstand um einen bloßen Stein oder um Kunst handelte.
Ella war das übrigens ziemlich schnuppe.

Vieles wäre noch zu berichten: Von tollen Spielplätzen und unlogischen Supermärkten, von riesigen Pfützen, Mais-Heißhungerattacken und unzuverlässigen Straßenbahnen. Aber jetzt muss Papa "Tatort" gucken.