Sonntag, März 25, 2007

Biometrisch erfasster Birnenfeind

Nicht zuletzt wegen Ella ist der Name Ella im Jahre 2006 in die Top100 der häufigsten weiblichen Vornamen eingezogen.
Wer weiß, vielleicht hätte es ohne die Möhre nicht für Platz 96 gereicht...

Unser großer Säugling jedenfalls verlebte wieder mal eine Woche mit Höhen (Besuch von Oma Damp und Erhalt eines Superspielzeuges) und Tiefen (Hinausplumpsen aus dem Bett). Ihre neue Heimat Hamburg hat sie auf alle Fälle kräftig ins Herz geschlossen.

Aus Gelsenkirchener Zeiten ist ja bekannt, dass Ella über eine gewisse Heimatverbundenheit verfügt, dass sie nirgendwo so gerne ist wie in den heimischen vier Wänden.
Das Strahlen beim Anblick der eigenen Wohnung, das wir zuletzt in Gelsenkirchen bei jedem Nachhausekommen genießen durften, ist nun auch hier in Altona da:

Ganz besonders doll wird Ellas Lampe angelacht. Es handelt sich um den IKEA-Ballon, der - da reicht ein Blick in die Nachbarschaft - in etwa Zweidrittel aller Wohnungen baumelt. Ellas Eltern haben die schlichte Lampe mit Aufklebern beklebt, die thematisch grob dem Bereich "Fische" zuzuordnen sind und Ella blinzelt glücklich auf den baumelnden Riesenball.
Hebt man sie hoch genug, so haut sie gegen die Lampe und freut sich. Man kann durchaus behaupten, dass unsere Tochter relativ leicht glücklich zu machen ist.

Unsere Möhre, die schon ungefähr 10 deutsche Großstädte kennt, erobert demnächst auch das europäische Ausland.
Passend zur Jubelfeier "50 Jahre Europäische Schmuserei" geht es nächstes Wochenende in die vielleicht hässlichste aller europäischen Hauptstädte: In Brüssel wird geheiratet und Ella steht auf der Gästeliste drauf.
Rechtzeitig fiel Ellas scharf denkender Mama ein, dass die Möhre noch einen Pass braucht. Schließlich könnte sich ja auch ein schlimmer Taliban oder sonstiger Unhold hinter Ellas Unschuldsmine verbergen...

Nein nein, da will man an den Flughäfen (oha - Ella fliegt Flugzeug!!!) in Hamburg und Brüssel schon auf Nummer Sicher gehen.
Ella brauchte also ein biometrisches Foto ihres süßen Gesichts.

"Tut mir leid, die muss wach sein für das Passbild", maulte der Fotograf. "Kein Problem", hörte man Ellas Eltern sagen. Ella wurde aufgeweckt und fotografiert. Entstanden ist ein Bild eines ernsten, völlig humorlosen Babys. Könnte Schwierigkeiten bei der Einreise geben... "Das ist doch nicht ihr Kind da auf dem Bild. Ihr Kind - das sehen unsere geschulten Bodenpersonalaugen genau - ist fröhlich und hat den Mund voll mit Banane..."

Jaja, die Banane. Als sich Ellas Mama beschwerte, dass unser Hausmüll zu 93% aus Bananenschalen und Windeln besteht, setzte ein Umdenken ein:

Ella saß am Esstisch und rief "Obst mit B! Obst mit B! Obst mit B!" und Mama gab ihr - Birne.
Mit Interesse wurde zunächst am neuen Obst gelutscht, und dann das Gesicht derart verzogen, dass Urheberrechte der Firma "Schweppes" verletzt wurden. Seitdem kämpfen wir Tag für Tag den Kampf "Möhre gegen Birne". Ella leidet, hat auf Dauer aber wohl keine andere Chance, denn was wir da teilweise aus den Windeln gekratzt haben, stand zu stark unter dem Einfluss übermäßigen Bananenkonsums.

Anders ausgedrückt: Man hätte Ellas Windeln auch ausklopfen und weiterverwenden können...

Zum ewigen Kampf "Möhre gegen Birne" gibt es eine Extra-Ausgabe des Blogs. Bitte klicken Sie hier und genießen Sie das Wechselspiel der Gefühle...

Beim heutigen Sonntagsfrühstück fiel eine der letzten Erwachsenenbastionen unseres Alltages. Statt toller Radiomusik von Abba bis Zappa hörten wir drei heute früh das Kinderprogramm eines der hundert NDR-Sender. Da gab es dann statt Placebo "Flip der Flipper" und statt U2 "Kieselsteinegulasch" - zwei echte Supersongs. Ella fand das natürlich spitze.

EXTRA: Die Möhre gegen die Birne











Sonntag, März 18, 2007

Klammheimlich in Berlin

Die zweite und damit auch schon wieder letzte Woche der Hamburger Frühlingsferien stand im Zeichen des Besuchens und Besucht-Werdens.

Ellas Besuch reiste aus Berlin, Lübeck und Magdeburg an und bestaunte artig ihr neues Zuhause.

Desweiteren reiste Ella von der gesamten Berliner Verwandschaft unbemerkt in die Hauptstadt, um dort Geschäfte zu erledigen, von denen hier noch nichts Genaues berichtet werden kann, da es sich schließlich um echte Top-Secrets handelt.

Ellas Ost-Oma, das muss man wissen, erfährt von Ellas Kurz-Trip nach Berlin erst durch diesen Blog und nun mag man sich ein durchaus erstauntes Oma-Gesicht denken, welches spricht "Potzblitz! Meine Enkelin Ella war in Berlin und ich hab Bronchitis".

Doch es gibt noch Weiteres zu berichten vom süßesten Säugling Hamburgs: Die Sache mit den Bananen zum Beispiel. Ella liebt die Staudenfrucht abgöttisch und hat entsprechend einen Bananenverbrauch wie eine Lore Affen. Ella, ausgestattet mit einem Magen, nicht größer als ein Tennisball, verdrückt pro Tag zwei Bananen und reagiert recht ungehalten, wenn man es wagt, ihr eine ordinäre Ersatzfrucht zu reichen.

Dies führt zu Phänomenen, die man sonst nur von Kettenrauchern oder Alkoholikern kennt: Kalter Schweiß rinnt über Mamas Stirn. "Scheiße, wir brauchen Bananen", schreit sie beim Blick in die Vorratskammer (Inhalt: 2 Bananen). Dann geht es raus ins Schiet-Wetter und der nette Muselmann hinter dem Obstberg reicht uns eine angemessene Zahl Bananen herüber.
Für die nähere Zukunft werden dann anschließend bei LIDL vier noch recht grüne Bananen erstanden. "Die können noch ein wenig reifen", sagt dann Ellas Mutter, "und sind dann in Ordnung, wenn Ella den reifen Bananenberg abgetragen und zu vollen Windeln verarbeitet hat."
Ja, die Windeln. Ich weiß nicht, ob mein Gefühl täuscht, aber es kommt mir vor, als trügen wir alle 48 Stunden etwa 50 zum Teil beachtlich gefüllte Windeln in den Müllcontainer.
Wenn man nun noch bedenkt, dass Bananen eine eher stopfende Wirkung nachgesagt wird, beginnt die Sache heikel zu werden. Man male sich Ellas ersten Kontakt mit Sauerkraut oder Linsen aus...

Von Ellas Cousine ist bekannt, dass sie vor allem dann imer ganz toll "machen" kann, wenn sie eine Türklinke in der Hand hält. Gut, jedes Kind tickt ein wenig anders und unsere Tochter ist anatomisch noch gar nicht in der Lage, Türklinken zu erreichen. Dafür wirkt es Wunder, wenn man Ella in ihren Babystuhl setzt (ein billiges Wortspiel böte sich hier an, doch wollen wir die Stimmung nicht gänzlich ins Alberne kippen lassen). Irgendwann wird Ella in ihrem tollen Babystuhl dann immer seltsam ruhig, lächelt kurze Zeit später wie die Damen und Herren von Hare Krishna, und dann ist die Windel voll. Jedes Mal!

Doch wollen wir unser liebes Töchterchen nicht weiter auf die vollen Windeln reduzieren. Ella hatte in den letzten Tagen wieder unheimlich viel Spaß und macht beim Lachen neuerdings ein Geräusch, das an Entengeschnatter erinnert. Außerdem hat sie sich bei der Pampers-Gymnastik sportlich betätigt und kann endlich wieder in ihrem eigenen Bettchen einschlafen, worauf Mama und Papa ganz doll stolz sind.

Sonntag, März 11, 2007

Kein Baby mehr

Es war am vergangenen Montag, also einen Tag nach dem letzten Blog-Eintrag, als Ella ein Kleinkind wurde.
Man betrachte allein die Bilder der Woche und staune! Die Seeluft tut unserer Möhre sichtbar gut und hilft beim Großwerden.

Es begann damit, dass Papa aus einem weit entfernten Zimmer unserer leicht länglichen Wohnung ins Schlafzimmer gerufen wurde.

Dort saß Ella auf dem Bett ihrer Eltern. Sie saß! Die Zeiten, in denen Ella lediglich zwei Aggregatzustände kannte, nämlich liegen und schlapp auf dem Arm hängen, sind vorbei: Die Hamburger Deern sitzt!

Kaum hatten sich ihre Eltern von diesem neuen Feature erholt, zeigte Ella, dass sie auch das Stehen beherrscht, solange sie nur ein paar Stäbe zum Festhalten findet.
Schnell wurde Ellas Bett "tiefergelegt", sodass sie nun - ruhrgebietsgleich - wenige Zentimeter über dem Asphalt liegt und nach oben hin genug Luft und Stäbe zum Stehen hat.

Das Internet weiß zu bestätigen, dass Ella nun solche Dinge kann. "Es ist die Zeit, in der sich ihr Kind besonders häufig weh tun wird. Je mehr Freiraum Sie ihm jetzt lassen, umso schneller wird es sich entwickeln", flötete es da fröhlich im Spam-Ordner.

Neben Wohnungsrenovierungen, die in dieser Woche immer noch konstant den Tagesablauf bestimmten, und bereits 53 korrigierten Klassenarbeiten hatte die dynamische Kleinfamilie heute mal so richtig Lust auf Freizeit: Schließlich ist der Frühling da. Mörike lässt sein blaues Band wieder flattern.

So ging man geschlossen zum Fußball. St.Pauli? Zu aufregend. HSV? Zu eklig. Die Lösung kickt in der Nachbarschaft und heißt Altona 93.
Ella war also zum zweiten Mal beim Fußball. Sie hasst es.

Dass da ein paar Herren auf einer Wiese umher rennen, störte sie noch nicht so recht, doch als es dann nach 0:1-Rückstand zweimal im Kasten des Gegners aus Cloppenburg (der schwärzesten Region außerhalb Bayerns, so Ellas kluge Mutter) schepperte und es aus 400 Seemannskehlen "TOOOOOR" hieß, da musste Ella schlimm weinen. Mit Tränen.

Dumm ist, dass Ella Torjubel nicht leiden kann, wo Altona doch das torhungrigste Team der Oberliga Nord stellt.
So verließ man zur Halbzeit das Stadion und ersparte Ella einen dritten, sicher auch sehr lauten Torjubel.

Man flanierte durch Övelgönne, das Cannes Hamburgs. Ellas Kinderwagen wurde von der Altona-Fahne geschmückt. Drinnen lag das schlafende Kind. Kein Baby mehr. Ein Kleinkind.

Sonntag, März 04, 2007

Nur Idioten wollen nachts schlafen!

Wir empfinden es als etwas ungünstig, dass Ella, die in Gelsenkirchen noch relativ gerne badete, ausgerechnet hier in Hamburg, einer Stadt, in der Wasser traditionell eine gewisse Bedeutung hat, mit dem kühlen Nass auf Kriegsfuß steht.

Zweimal taten wir ihr die Folter, die da "Baden" heißt, an. Zweimal verzog Ella eine Sekunde nachdem ihre Füßlein ins Wasser gedippt wurden das Gesicht und fing bitterlich an zu weinen. Innert 90 Sekunden wurde Ella aufs Provisorischste gereinigt. Ein Dauerzustand ist das an der Waterkant aber mit Sicherheit nicht.

In der vergangenen Woche tat sich in der tollsten Wohnung Hamburgs wieder so einiges. Begleitet wurden die Aufbauarbeiten von einigen neuen Babylauten. Ella kann nun das mit angenehmen vielen Bedeutungen versehene Wörtchen "Häbewe" fehlerfrei sagen. Häbewe heißt manchmal "Ich hab echt keinen Bock mehr, hier blöd rumzuliegen", manchmal heißt es "Ich bin doch noch gar nicht müde", manachmal aber auch schlicht und ergreifend "HUNGER !".

Höhepunkt der Wohnungsrenovierung in dieser Woche war sicherlich die deutliche Aufwertung des bislang hässlichesten Raumes. Der Flur wurde tapeziert und gestrichen, während Ella mit ihrer Oma und ihrem Mietopa aus Berlin durch Altona spazierte.
Während der Säugling an die Elbe geschoben wurde und dabei schlief, tunkten die Eltern den Flur in eine Farbe, die der Fachhandel "Vanille" nennt, die man aber auch etwas weniger nett "Kettenraucher-Weiß" bezeichnen könnte. Ella findet den neuen Look des Flures übrigens total Häbewe, also echt schick.

Größtes Hobby unserer Tochter ist immer noch das Hüpfen. Ob es draußen Tag ist oder Nacht, spielt dabei nur eine eher untergeordnete Rolle. Ella hüpft auch mal um 22.45 oder aber auch um 5.30 Uhr.
Da sie allerdings noch nicht so ganz ohne Hilfe hüpfen kann, muss sie zuvor immer laut krähen und dem schlafenden Papa feste am Bart ziehen. Das hilft, denn der ist maximal fünf Minuten sauer, gibt dann seine Protest-Haltung schnell auf und hilft Ella beim Hüpfen. Unerwähnt sollte hier auch nicht die Mama bleiben. Die formulierte nämlich die wirklich formvollendete Überschrift des heutigen Eintrages, während Ella mitten in der Nacht auf Papas Bierbauch herumsprang. "Nur Idioten wollen nachts schlafen!" oder wie es Wolfgang Borchert in seiner Kurzgeschichte nannte "Nachts hüpfen die Babys doch".