Die Schließzeit von Ellas Kita, das ärztlich verordnete Sitz
en und Liegen der Mama, das strenge Winterwetter und Ellas verlorener Mittagsschlaf bilden die Zutaten für einen regelrechten Gift-Cocktail. Oder anders formuliert: Papa hat noch nie so sehr das Ende der Ferien herbeigesehnt wie nach diesen...
Bevor wir ins Detail gehen noch dies: Ellas Bruder wurde auch am 30.12. nicht geboren. Um 4:00 früh mit einer hochgradig gutgelaunten Möhre ("Ein Ausflug??? Ja???") im Taxi zum Klinikum Altona sah das noch ganz anders aus.
Aber im Kreißsaal wurde der Mama versichert, dass es noch nicht so weit ist, während Ella die morgendliche Getränkebar der Krankenhausstation für ihr derzeitiges Lieblingsspiel nutzte: Eingießen, nach Getränkewünschen fragen, mit gefüllten Bechern dur
ch die Gegend rennen...
Auch die Türen, hinter denen die werdenden Mütter schliefen, fand Ella interessant. So bekam Papa nicht viel mit vom ärztlichen Befund, dass Ellas Bruder noch ein paar Nächte im Mutterleib bleiben will. Vielmehr rannte er seiner Tochter hinterher und zeigte den gelangweilten Hebammen der Station was so aus den kleinen rosa Wesen wird, die sie da täglich auf die Welt ziehen, wenn sie erstmal zweieinhalb sind.
Was Ellas Einschlafrituale betrifft, so haben ihre Eltern mittlerweile alles über Bord geworfen, was sie hatten. Zuletzt hat
es Ella nicht einmal mehr geschafft, im Bett der Eltern einzuschlafen. So musste sich also mal wieder dem Kinde gebeugt werden: Allabendlich wird daher der Fernseher gegen 19:00 nach den obligatorischen "Simpsons" ausgeknipst (was gar nicht so schlecht ist), Mama und Papa schnappen sich Bücher (keine Kinderbücher, sondern richtige Bücher). Dann kehrt Stille ein. Man liest. Das Kind versucht sich gemütlich zu betten und irgendwann sind Ellas Augen zu. Dann wird sie ins Bett (der Eltern, sonst erwacht Ella blitzschnell) getragen und ein friedlicher Abend kann beginnen. Keine Schlaflieder mehr, keine Gute-Nacht-Geschichten. Das kam uns alles irgendwie abhanden... Zuletzt übrigens nahm Ella noch ihr neues Kuschelkissen (ein Stillkissen der Größe eines ausgewachsenen Schäferhundes) mit ins Bett. Die Reihenfolge der sich im Bett befindenden Dinge sah heute Nacht wie folgt aus: Papa, erster Arm des Stillkissens, Ella, Heidi (Kuschelbär), zweiter Arm des Stillkissens, Mamas Bauch, Mama. Es war eine Farce.
Dass Silvester ein tolles Fest ist, erzählten wir Ella schon ein paar Tage vorher. Die Eckdaten "bunt, laut, Feuer" hatte Ella schnell gelernt und stand am 31.12. abends doch recht enttäuscht am Fenster, da der Altonaer - anders als der Berliner - nicht großartig lange vor Mitternacht für kriegsähnliche Zusatände auf seinen Straßen sorgt. Dezent knallt man in Hamburg. Nordisch kühl. Zu wenig jedenfalls für erlebnisorientierte Kleinkinder.
Die Knallerbsen aber, die Papa in die Küche warf, die waren nun wieder zuuu laut. Irgendwie war das erstmal nix, fand Ella, dieses Silvester. Nur das Raclette-Essen fand sie super, wenn sie es auch ablehnte, ihr Pfännchen aufzuwärmen. Artig aß sie wie die Eltern aus dem Pfännchen, nur eben kalt.
Bis 22:30 hielt die Bespaßung, die im Wesentlichen aus
Trampolinspringen, lauter Musik und Dinner for One bestand, an. Dann kapitulierte Ella und schlief zum letzten Mal im Jahre 2008 ein.
Dass sie um 23:50 von ihren Eltern wieder geweckt wurde, fand Ella erstmal nur so mittel. Doch bis zum Jahreswechsel waren die Tränen getrocknet und das Altonaer Feuerwerk endlich würdig, als solches bezeichnet zu werden. Ella genoss den Blick aus dem Fenster.
Ein paar Tage später hatte ihre Mama Geburtstag. Ella half beim Kuchenbacken und Geschenkeauspacken fleißig mit. Auch "Happy Birthday" kann sie schon toll singen. Am Abend - kurz vorm Einschlafen - erzählte sie alles noch mal dem Papa: "Mama hat Geburtstag. Die ist jetzt schon drei!"- "Nein, Ella.", sprach daraufhin Papa.
"Die ist viel älter."
Stolz können wir vermelden, dass Ellas Muskigeschmack nun ausgebildet ist. "Ich will Rockmusik hören", nörgelt sie, wenn aus dem Radio nur Blech kommt.
Ellas Soundtrack des Trampolinspringens liefern daher die Foo Fighters, Die toten Hosen, Die Ärzte, Die abstürzenden Brieftauben, The Ramones und ganz vorne eine Tanzkapelle namens Metallica, die mit dem Einschlafsong "Enter Sandman" Ellas derzeitiges Lieblingslied grunzt. Ohne Witz.
Dazu macht Ella die Faust, spreizt Zeigefinger und kleinen Finger ab und schreit "Rocker Berlin!". Wieder: Ohne Witz.