Montag, November 03, 2008

Novembervogel Flamingo

Fragt man Ella in diesen Tagen, ob ihr Kinderbett denn noch Stäbe hätte, schüttelt sie stolz den Kopf. Nein, Ella liegt in keinem Baby-Bett mehr, sondern in einem Kinderbett.
Und weil Großwerden nie so ganz ohne Rückschläge abläuft, ist Ella in ihrer ersten Woche ohne Stäbe schon zweimal aus dem Bett geplumpst. Rumms hat's gemacht mitten in der Nacht. Das weinende Kind erhielt zum Trost dann den absoluten Spitzenplatz, nämlich zwischen Mama und Papa im großen Bett.

Ella zelebrierte in diesem Jahr den Weltspartag. Mit ihrem schweren Sparschwein ging die völlig überdrehte Möhre in eine Sparkasse Altonas. In den 30 Minuten, die die Kleinfamilie im Bankinstitut verbrachte, sah man Ella mit ihren Eltern über einer Geldzählmaschine knieen, in welche die etwa 2000 Münzen einsortiert werden mussten. Ella fand Gefallen daran, die Münzen einzuräumen, aber auch wieder auszuräumen, fallen zu lassen und generell zu nerven.

Eine in der Filliale überflüssiger Weise angebrachte Rolltreppe machte das Chaos perfekt. Ella wusste gar nicht mehr, wo sie nun am meisten Schaden anrichten kann und watschelte daher stets zwischen Rolltreppe und Geldzählbrett hin und her. Schließlich wurde sie vom Vater gegriffen, zum Bäcker geschleppt und erhielt dort eine - so die Hoffnung - mit Valium gespickte Laugenstange, die unser Kind jedoch nicht wirklich bremsen konnte.

Zum Schluss konnte eine ordentliche Summe auf Ellas Konto verbucht werden. Ella forderte zurecht noch ihre Geschenke ein und nennt sich seitdem Besitzer eines Portemonnaies. Dort drin befinden sich wahre Schätze, nämlich die Magnetpins von Papa (Bochum), Mama (Schalke) und Leverkusen (Ella).

Zum letzten Mal für sehr lange Zeit hieß es am Wochenende mal wieder "Bahn fahren" für die kleine Möhre.
Die 4 Wochen alte Maria aus Weimar wollte besucht werden und so war Ella also mal wieder unterwegs. Maria zog mit ihrem winzigen Körper sofort die volle Aufmerksamkeit auf sich, sodass Ella schon mal üben konnte, sich als größeres Kind in der Gunst der Erwachsenen zu behaupten. Schließlich - dies soll nun auch der Weltöffentlichkeit verraten werden - weiß Ella ja, dass in Mamas Bauch ein kleines Brüderchen auf die Möhre wartet.

Mit Ellas sprühender Komik hat sie es aber mal wieder geschafft, die Erwachsenenwelt in ihren Bann zu ziehen. So fragte sie beispielsweise ihren Schokolade kauenden Papa, was er denn da im Mund habe.
Papa - der verhindern wollte, dass Ella auch Schokolade einfordern würde - sprach: "Gift!". Ella verzog die Miene, schlenderte weiter und nörgelte: "Ella auch mal Gift essen."
Ein schöner Satz eines süßen Kleinkindes, finden wir.

Auf der Rückfahrt nach Hamburg, die lang und beschwerlich war, ließ Ella in die Tiefen ihrer Psyche blicken. In ihrem Malbuch sollte ein Flamingo ausgemalt werden. Es kann zwar auch an der Vorauswahl der Stifte durch Ellas Mama gelegen haben, vielleicht war es aber auch die Gesamtsituation um 21.00 im verspäteten ICE, die Ella den eigentlich rosafarbenen Vogel in Schwarz und Braun tauchen ließ. Caspar David Friedrich hätte seine helle Freude am depressiv malenden Kinde gehabt, oder besser: seine dunkle Freude...

Und zum Schluss noch ein bisschen Angeberei: Ella kann nun von 1 bis 10 zählen. Die letzte Zahl, die immer gefehlt hatte, war die 6. Diese hat nun ihren korrekten Platz zwischen 5 und 7 eingenommen und ist fester Bestandteil von Ellas Zählkunst.
Und nun kann sie auch schon die Wochentage aufsagen - wenn auch in Ellas Erzählungen etwas zu häufig Samstag ist.