Freigegeben ab 0J. (4 J.)
Eine Woche, in der Ella grundsätzlich andere Vorstellungen von Schlafens- und Wachzeiten hatte als es ihrer Zeitzone entspricht, liegt hinter uns.
Die Möhre jedenfalls schlich sich allabendlich etwa fünf Minuten nach dem Schlussakkord von den drei Schlafliedern, die Papa stets intoniert, aus ihrem Bett, stand bedröppelt in Flur oder Wohnzimmer herum und tat kund, nicht so recht schlafen zu können oder zu wollen.
Diskussionen, Streit und Schmollen war entsprechend die Dreifaltigkeit der dicken Abendluft in Altona. So richtig niedlich war Ella in diesen Phasen nur einmal:
"Ella hat schon geschlafen" sprach der soeben ins Wohnzimmer geschlurfte Gnom zur Mutter. Die Uhr zeigte 20:00.
"Schlaf noch weiter" riet die Angesprochene. Ella verschwand, kam 10 Sekunder später wieder zurück und sagte putziger Weise: "Ella hat noch mehr geschlafen".
Oft fand sich Ella also in den Abendstunden auf dem Sofa im Wohnzimmer oder aber im Bett von Mama und Papa, in dem man wesentlich besser zur Ruhe kommt als im eigenen. Übrigens auch ohne die Eltern... Als Ella gestern ins große Bett gelegt wurde, herrschte sie ihren Vater nur noch an: "Licht aus!" und schlief ein.
Es waren aber auch ein paar sonderbare Abende in der letzten Woche dabei: Am Donnerstag zum Beispiel war der Laternenumzug von Ellas Kita.
Wie schon im Vorjahr hatte Ellas Papa leider vergessen, sich ordentlich zu betrinken, ehe es für 60 Minuten "Laterne, Laterne" heißt. Straßensperren, Laternen und die äußerst erdigen Lachen zweier Kinder bleiben Altona in Erinnerung: "Höhöhöhöhö", blecherte Jurij. "Hähähähä", knatterte Ella.
Viele Eltern durften übrigens die Laternen selber tragen. Auch Ella fand es lustiger durch Altonas gesperrte Straßen zu jagen als ihre Laterne zu schleppen. Diese trugen dann entweder Papa oder Mama, während der jeweils andere das Kind in der Dunkelheit zu finden versuchte.
Am Samstagabend dagegen wurde die dynamische Kleinfamilie bei Jan und Kitti bespaßt. Irgendwann nämlich trennten sich die Erwachsenen vom Fernziel "Spiele-Abend, während das Kind schläft". Jan sorgte dann für größtmögliche Action und begeisterte unsere knallwache Tochter mit durch die Wohnung fliegenden Korken und bis an die Zimmerdecke gehobenen Ellas. Erst um 22.00 durfte Ella schlafen. Ergebnis: Nicht nur von Montag bis Freitag, sondern endlich auch mal am Wochenende schlief Ella mal richtig lange, nachdem am Samstagmorgen schon um 6:00 beschlossen wurde, dass die Zeit durchaus reif ist für eine Hüpfparty im Bett von Mama (entspannt) und Papa (sauer).
Am heutigen Sonntag besuchte Ella zum dritten Mal, aber zum ersten Mal als Kleinkind, ein Lichtspielhaus. "Der Mondbär" wurde gezeigt.
Die Altersangabe des Streifens war nicht bar jeder Widerspüche: Sie lautete "Freigegeben ab 0 J. (4 J.)"
Wie dies von den zuständigen Kino-Mitarbeitern umgesetzt wurde, sei hier kurz beschrieben: An der Nachbarkasse hieß es gegenüber der Familie neben uns auf ein Kleinkind deutend "Tut mir leid, die ist zu jung". Die Eltern bemühten sich, dem enttäsuchten Buggy-Inhalt die Situation zu erläutern ("Mami geht jetzt nur mit deiner Schwester ins Kino, ja?").
Mit ungutem Gefühl orderten wir die Tickets. "Wie alt ist das Kind?", wurden wir gefragt. "Zwei", antwortete Ellas Mama.
Gerade als die Ticket-Frau sagen wollte, dass dies doch zu jung sei, dass das Kind ja irgendwie gegen die Alterfreigabe 0J. (4J.) verstößt, hielt Papa das Diskussionssubjekt empor.
Die Ticket-Frau blickte auf ein Kleinkind im hellblauen Mondbär-T-Shirt. "Mondbär. Hähähähä", lachte das Kind.
"Okay", sagte dann die chancenlose Ticket-Verkauferin. "Ausnahmsweise".
Im Kinosaal war Ella erst enttäuscht. Nach 15 Minuten Werbung, die exakt auf Kinder abgestimmt zu sein schien (Fluglinien, Handys, Autos), war Ella schon mal völlig überreizt. Außerdem hatte sie das mit dem Kino falsch verstanden. Nach etwa 20 Minuten Mondbär-Kinofilm drehte sich das Kind zum Vater und sagte: "Mondbär kommt hier gar nicht rein?".
"Nein Ella. Kino ist nur wie ein großer Fernseher." - fand Ella auch okay...
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