Soßen-Skandal in Kitas?
Wenn wir Ellas Ausführungen Glauben schenken dürfen, sind wir kurz davor, einen handfesten Skandal aufzudecken.
Es handelt sich um die Essensausgabe an Hamburger Kindertagesstätten: Jeden Tag, von Montag bis Freitag, haben wir Ella, mit der man sich seit kurzem wirklich ganz fantastisch unterhalten kann, gefragt, was es denn leckeres in der Kita zu essen gab.
Häufig antwortet Ella dann erstmal "Wasser", aber fügt auf Nachfragen hinzu, dass es durchaus weitere kulinarische Köstichkeiten gab. "Nudeln" nämlich. Nudeln am Montag, Nudeln am Dienstag, Nudeln am Mittwoch, Nudeln am Donnerstag und Nudeln auch am Freitag.
Dies allein ist schon ein Ärgernis, denn für die hohen Kita-Beträge, die wir monatlich zu zahlen haben, dürfen wir etwas mehr Abwechslung erwarten.
Das Skandalöse aber ist die Soße.
Berichtete Ella am Montag noch von einer roten Soße, so war die Soße am Dienstag bereits "rot-blau". Ab Mittwoch wurde es dann richtig eklig. Denn Mittwoch und Donnerstag gab es "gelbe" Soße. Freitag dann der Höhepunkt. Die Soße, so Ella, war "gelb-blau".
An Ellas sprachlichen Qualitäten zu zweifeln, wäre unfair. Schließlich kann sie schon so tolle Sachen sagen wie "Omma Münster", "Mülleimer", "Bauchschmerzen", "Ella Wasser haben" (Ja, Ella kennt seit heute auch Verben - eine Wortart , mit der sich ganz ausgezeichnet kommunizieren lässt). Es ist daher davon auszugehen, dass der Speiseplan in Ellas Kita tatsächlich derlei widerliche Pasta-Variationen vorsieht... Wir werden Ella noch eine weitere Woche befragen und dann handeln.
Diese kommende Woche hat es übrigens in sich für die kleine Möhre. Es wartet ein wahres Feuerwerk an Höhepunkten: Donnerstag ein Kita-Ausflug in den Zoo, Freitag Ellas zweiter Geburtstag (Papa hat Ella vorhin nach ihren Wünschen gefragt - Ella hofft auf ein blaues Auto), Samstag bei gutem Wetter ein Ausflug an die Ostsee und Sonntag immerhin ein Tag bei Mama und Papa ohne blau-gelbe Soße.
Ella hat ein neues Hobby. Es ist nicht besonders interessant und auch sonst eher von Nachteilen für die dynamische Kleinfamilie: Ella interessiert sich sehr für kleinere Steine. So dauern tägliche Spaziergänge oder Einkaufsbummel neuerdings noch ein wenig länger, da die Geologin sich alle 10 Meter bücken und besonders außergewöhnliche Exponate aufnehmen muss. Sie ist schon ein echter Kenner: Für Laien sind die Steine, die Ella als würdig erachtet, gesammelt zu werden, von denen, die sie links liegen lässt, kaum zu unterscheiden.
Es kommt dann also häufig vor, dass Ella einem nur noch die geschlossene Faust reicht, wenn man sie an die Hand nehmen will. "Versteckst du was?", fragt man sie dann forsch. Ella wird dann rot und verlegen, legt den Kopf zur Seite und grinst unsicher. Irgendwann öffnet sich die Faust, oft erst zu Hause, und dann plumpsen die tollsten Steine Altonas aufs Laminat.
Manche gelangen auch ins Bett. Steinig ist es hier...
Heute hat Ella mit Cousin Tim telefoniert. Tim ist begeisterter Telefonist, Ella eher ein verhaltener.
Irgendwann entwickelte sich aber ein tolles Gespräch: "Papa", sprach Ella. "Opa", krähte es aus Berlin zurück. Und dann riefen beide "Oma".
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