Ella douze points
Für viele Bewohner dieses Planeten war diese Mai-Woche eine ganz normale Woche - für die dynamischste Kleinfamilie Hamburgs war es die Grand-Prix-Woche. Seltsame Musik erklang schon am Montag aus dem CD-Player; Ellas Mama und Ellas Papa übten die Choreographie von "Kisses for me", was Ella nur kurz irritierend, bald dann nämlich schon spaßig fand und später auch selbst zu diversen Songs tanzen wollte. Und ganz besonders beim eben schon erwähnten Kinderlied kann Ella ganz toll mit dem Windelhintern hoch und runter wippen, während sie all Kisses savte.
Überhaupt: Ella kann ja mittlerweile auch toll Küsschen schenken. Als sie zum Beispiel mit Papa Bus fuhr und mit plötzlicher Arm-Bewegung ihrem Vater irgendetwas Spannendes (vermutlich ein Taxi) zeigen wollte, da drückte sie Papas Kontaklinse hinter dessen Augenlid.
Spontan halbseitig erblindet war Papa in dieser recht schwer zu bestreitenden Situation mit Ella im Bus gar nicht mehr zum Lachen zumute. Dies bemerkte Ella, die ihren hoffnungslos im Auge wühlenden Vater unter lautem "Ei"-Gerufe streichelte und im Anschluss daran küsste.
Keine Kontaklinse im linken Auge (6 Dioptrin), Ella auf dem Schoß, den leeren Kinderwagen mit einer Hand fixiert, dann kurz vorm Aussteigen Ella in den Wagen gesetzt...
"Du bleibst kurz im Wagen sitzen, ne?" Heftiges Nicken.
Bus hält, Papa hebt Wagen nach draußen. Wagen leer. Ella sitzt im Bus - auf dem Boden.
Ella gegriffen. Geflucht. Kontaktlinse hoffentlich noch irgendwo hinterm Lid. Ella aus dem Bus befördert und ausgeschimpft.
Da half dann auch kein "Ei" mehr. Da war Papa echt mal richtig sauer.
Ansonsten haben sich Ella und Papa toll verstanden. Die Woche hatte sogar Momente im Gepäck, in denen Ella lieber zum Papa als zur Mama wollte, was Papa total gerecht empfand.
Zum Grand-Prix war Ellas Bude dann so richtig voll: Viel Essen, viele Fähnchen, vier Gäste aus Berlin, von denen einer noch kein Jahr auf dem Buckel hat und von Ella einigermaßen spannend gefunden wurde. Ein anderer alter Freund unserer Möhre hat dagegen das Rennen um die Gunst unserer Kleinen gemacht: Ben.
Vielleicht liegt es an seinem recht einfach zu artikulierenden Namen, aber "Bennnn" war am Wochenende Ellas totaler Liebling.
"Wer soll dich ins Bett bringen? Mama oder Papa?" - Die Frage, auf die Ella sonst immer mit Schmerzensschreien und Tränen reagiert, wurde diesmal mit einem recht überraschenden "Bennn" beantwortet.
Mittlerweile sind die Spuren des Grand-Prixs verschwunden. Ella sah sich wieder mit dem Alltag konfrontiert und reagierte auf selben folgendermaßen:
Sie riss sich die Klamotten samt Windeln vom Leib, rannte in die Küche und nahm splitternackt ihr Abendbrot zu sich.
Etwa zwei Stunden später windete sie sich derart beim Wickeln, dass beide Eltern mit aller Kraft das Kind zu bändigen versuchten, dennoch der Wickeltisch unter dem tobenden Kind in sich zusammenbrach, Ella in insgesamt zwei Zimmern gewickelt werden musste, von denen das zweite (das Wohnzimmer) während des Wickelns eine recht massive Umstellung des Mobilars erfuhr, damit Ella nicht gegen Schränke oder Tische krachte. So schlimm fand sie das Wickeln.
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