Sonntag, Februar 17, 2008

Wahlkampf - Deko (SPD)

Am vergangenen Dienstag war Ella zu allem Überfluss in einer ohnehin schon recht ereignisreichen Woche auch noch Wahlkampf-Deko: Der SPD-Spitzenkandidat Naumann, dessen Wahlkampagne bislang im Wesentlichen darin bestand, eine knallrote Tasse mit dem Hamburger Stadtwappen geschickt auf seinen Wahlplakaten zu positionieren, kam mit zwei Kamerateams in Ellas Kita vorbei - just als die Rasselbande gerade wirklich Wichtigeres, nämlich das Frühstück, vor sich hatte.

Auffallend pünktlich waren alle Klein- und Kleinstkinder versammelt, als der Staatsmann die soziale Einrichtung betrat und sich heuchlerisch zu den fressenden Kita-Bewohnern setzte.
Wie sie denn so heißen, wollte Herr Naumann, offenbar kinderlos, von den mampfenden und auch sonst eher weniger eloquenten Damen und Herren am Tisch wissen.

Niemand antwortete. Auch Ella nicht.
Politiker fragen, Kleinkinder schweigen.

Irgendwann hatte Bruno mit dem armen Sozialdemokraten Mitleid und antwortete mit Brot im Mund "Bruno".

"Ach, Anton heißt du", sprach Naumann seine rote Hamburg-Tasse schwingend in die Fotoapparate. Ella fand's voll peinlich und wer genau hinhörte, der konnte sie murmeln hören: "Ich finde es bedenklich, dass Politiker uns Kita-Kinder nicht anders behandeln als ordinäre Hamburg-Tassen."

Die anwesenden Erzieher jedenfalls wussten den Eltern zu berichten, dass der Politiker insgesamt recht unbeholfen auf die unbeeindruckte Kinderschar reagierte.

Neben der Tatsache, dass Ella als Symbol für staatliche Fürsorge und um das Wohl der Menschen besorgte Politiker herhalten musste, ereignete sich in der vergangen Woche außerordentlich viel:
Innert einer Woche betrat Ella nämlich Hamburger, Münsteraner, Dortmunder und Lübecker Boden. Dabei erlebte sie von genüsslichen Leberwurst-Sessions in Hamburg, über tollste Zoobesuche in Münster, Polizeieinsätze am Bahnhof in Dortmund bis hin zu Playstation zockenden Erwachsenen in Lübeck so ziemlich alles, was dieser Planet so bietet.

Dabei war zu beobachten, dass Ellas Verhältnis zu ihrem Vater von extremen Schwankungen betroffen ist.
Kurz gesagt: Ella findet ihren Papa manchmal grundlos scheiße.

Mit dieser Marotte ist sie scheinbar in guten Händen, denn der Kita-Elternabend brachte ans Licht, dass recht viele von Ellas Freunden derzeit Probleme mit ihren Papas haben.

So sieht sich Papa mitunter chancenlos um die Gunst seiner Tochter buhlen. Hampeleien und Streicheleinheiten enden manchmal unverhofft in Schreikrämpfen töchterlicherseits. Supermarktbesuche und Windelwechseleien, die Ella und Papa früher mit links meisterten, enden desaströs und tränenreich. Umstehende Passanten denken beim Anblick des überfordeten Mannes mit dem erbosten Töchterlein: "Welch räudiger Papa muss das sein. Man beachte nur sein schreiendes Kind".

Zum Abschluss dieses Blog-Eintrages folgt die obligatorische Gummistiefel-Anekdote: Ella kaufte sich tolle rote Gummistiefel, nicht ohne zuvor einige andere Stiefel aller möglicher Farben und Größen anzuprobieren.
Rot wurde schnell als die attraktivste aller Gummistiefelfarben erkannt und gekonntes Eindrücken der Stiefelspitze mit dem Finger brachte die Erkenntnis: Größe 21 muss es sein.
Im Kinderhirn wurde abgespeichert: "Wenn man Gummistiefel anzieht, muss man mit dem Daumen die Stiefelspitze drücken". Und so sieht man Ella des öfteren ihre Gummistiefel eindrücken. Ob die noch passen? Welch sorgfältig prüfendes Kind...

2 Comments:

At Februar 17, 2008 11:51 PM, Anonymous Anonym said...

Martin, sei beruhigt! Im Leben klein(st)er Kinder scheint es nur eine Konstante zu geben: MAMA! In diesem Alter durchaus noch nachvollziehbar.
Du solltest dir erst Gedanken machen, wenn Ella nach der Einschulung immer noch so wechselwarm reagiert.
Bis dahin empfehle ich als sachfremder Aussenstehender: Geduld und ein abendliches Bier! :-)

 
At Februar 22, 2008 1:00 PM, Anonymous Anonym said...

Es scheint Wahlkampf in Hamburg zu sein. Ob dunklere Tassen aus Fotos besser aussehen?

Martin Ella liebt Dich sicher!

mfg
Erika Berger

 

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