Sonntag, Januar 13, 2008

Ein Kind, ein Wort

Alle Welt denkt, dass Ella eine absolute Top-Mama haben muss. Auch wenn dies ja irgendwo nicht ganz verkehrt ist, muss man doch der Fairness halber erwähnen, dass dieser Eindruck unter anderem auch daher rührt, dass Ella folgende Dinge und Personen mit dem Wort „Mama“ belegt: Mama, Papa, Essen, Trinken.

Es ist daher nicht wenig erstaunlich, dass Ella häufig, eigentlich immer, von "Mama" berichtet oder nach "Mama" fragt.

Lustige Dialoge sind möglich, zum Beispiel der folgende, der mehrfach täglich von Papa und Ella geführt wird:
„Ella, sag mal Papa!“ – „Mama“.
Man denke sich dazu Ellas große Kulleraugen und ihren treuherzigen Blick bei ihrer fadenscheinigen Antwort und habe so ein wenig Teil am Spaß, den wir zur Zeit mit Ellas Ein-Wort-Kommunikation haben.

Nein. Es sind natürlich schon ein paar mehr Worte. Das „Ja“ ist schon recht deutlich ausgeprägt und Ellas bühnenreife Tierstimmen-Imitation hat mit der täuschend echten Nachahmung des Esel-Lautes "I-Aaaaa" einen weiteren Höhepunkt erreicht, nachdem ja bereits vor Monaten der Pferde-Laut "oooooch", der Schweine-Laut "ääääch" ins Programm genommen wurden.
(An dieser Stelle sei auch auf den Elefanten verwiesen, den Ella mit einem Griff an die Nase täuschend echt nachmachen kann)

Ellas Mutter behauptet zudem steif und fest, dass Ella nun auch schon ihren eigenen Namen – sagen wir – andeuten kann.
„Niemals“, sprach Papa.

„Doch“, erklärte Mama, „vorne ist eindeutig ein E und hinten ein A. Und in der Mitte eine Ansammlung aller möglicher Konsonanten.“ Gut. Wenn man es so nimmt, dann kann Ella ja auch schon „Papa“ sagen, nur halt mit M statt P.

Toll ist das neue Rauchverbot in Kneipen und Cafés. Für Ella ist es die Eintrittskarte in ein neues Leben. Ganz spontan bog man heute in ein schummriges Café ein, in welchem noch vor zwei Wochen fetter Qualm Ellas kleine Lünglein attackiert hätte, und genoss in studentischer Atmosphäre ein Heißgetränk.
Tags zuvor speiste man im Restaurant tibetanisch oder - besser ausgedrückt - stopfte man soviel Reis in sich hinein, bis der Reis begleitet von unschönem Würgen wieder auf dem tibetischen Tisch glänzte. Kotzen in rauchfreier Atmosphäre - das Jahr 2008 fetzt.

Doch den heimlichen Wochenhöhepunkt bescherte uns das samstägliche Frühstück:

Papa, noch immer stolz, dass das Töchterchen schon Teile des väterlichen Unterhaltungsprogramms (Grimassen schneiden) anwenden kann, wollte seine Ella mal wieder bespaßen.
Also: Luft geholt, Nase zugehalten, unter den Tisch geduckt, japsend wieder aufgetaucht.

Ella war skeptisch.

Nochmal: Luft holen, Nase zu, tauchen, wieder hoch, japsen.

Ella feierte.

Und forderte nun auch Mama auf, gefälligst nicht nur zu frühstücken, sondern auch lustig zu sein.
Mama verdrehte zwar die Augen, holte dann aber tief Luft, hielt sich die Nase zu, tauchte, kam wieder hoch, japste. Ella brüllte vor lachen. Forderte beide.

Und so fanden sich Ellas Eltern beide noch manches Mal unterm Tisch wieder. Beide hielten sie sich die Nase zu und sahen vom Töchterchen nur die Beine, die in froher Erwartung des japsenden Auftauchens der Eltern schon ungeduldig schlackerten.