Warum nur "Gehe auf mein Licht"?
Als die sich neigende Woche bereits am Montag ihr Pulver in Form eines Kita-Laternen-Umzuges verschoss, war Ella eigentlich noch kein Laternen-Fan.
Vielleicht lag es an der Uhrzeit, vielleicht lag es an den Überstunden in der Kita, vielleicht an den unzähligen Keksen und Knabbereien, mit denen sich Ella die Zeit bis zum Spaziergang in der Dunkelheit versüßte - in jedem Fall fremdelte die Möhre angesichts der bunten und leuchtenden Papierkonstruktionen.
"Laterne, Laterne", sang derweil ein extra angemieteter Laternen-Umzugs-Sänger, von dem wir alle hoffen, dass er neben dieser noch eine weitere berufliche Tätigkeit verfolgt. Papa lauschte speziell der Textstelle, die er schon als Kind nie verstand, von der er aber auch nicht wusste, ob er sie nun akustisch oder inhaltlich nicht verstand. "Gehe auf mein Licht, gehe auf mein Licht, aber nur meine liebe Laterne nicht", stieß es der Sänger in die Nacht. "Gehe auf...", dachte Papa, der "gehe aus..." für genauso möglich hielt und dachte weiter Ungutes und Unschönes über die Texte deutscher Kinderlieder.
Ella konnte man derweil mit dem Attribut "apathisch" wohl am treffensten beschreiben. Nur langsam entwickelte sich ein zartes Interesse für die Laternen, welches dann aber in den Folgetagen, als der Laternensänger längst durch andere Ortsteile stapfte, zu einer unermesslichen Leidenschaft wurde.
Seitdem läuft in Ellas Zimmr jeden Tag das Laternenlied auf CD. Ella rennt nach den ersten Takten immer zielstrebig zu ihrer Laterne, nimmt diese aber nicht selber in die Hand, sondern guckt zu, wie Papa oder Mama mit Laterne durch Ellas Zimmer schlurfen und "Laterne, Laterne" singen. Ella findet's klasse - alle Nachbarn mit Blick in unser Zimmer auch. Die 80cm hohe Ella sehen sie ja nicht.
Nachdem wir in jüngster Zeit immer wieder von Stuhl-Krisen sprachen, hat dieser Begriff auch in dieser Woche wieder an Bedeutung gewonnen: Ella hatte Phantom-Durchfall.
Diesen beobachtete man nur in der Kita. Schon am Mittwoch sollte Ella daher eigentlich nicht in die Kita gehen.
Das tat sie dann aber doch, weil der Phantom-Durchfall ja nie zu Hause bebachtet werden konnte. Es gab Ärger. Die Kita befand immer noch stur: Durchfall. So bekamen Ella und Papa am Donnerstag einen freien Tag geschenkt mit spielen, Bücher gucken und schlafen. Und ohne Durchfall.
Detaillierter gesagt stritt man über die Stuhleigenschaften "viel" und "faserig". Hinter dieser schönen Alliteration verbirgt sich nichts anderes als vollkommen normale Verdauung bei Ella. Ob "viel" und "faserig" bei anderen unspektakulären Durchschnittskindern Durchfall bedeutet, entzieht sich unserer Erkenntnis. Wir jedenfalls kennen Ellas Windeln und wissen, dass es da manchmal trotz bester Gesundheit hoch her geht.
Heute endlich konnten Ellas Eltern eine Foto-DVD der eigenen Hochzeit auf dem Fernseher begutachten. Für Ella kam es so zu schier unfassbaren Erlebnissen. Papa und Mama hocken mit nassen Augen vor dem Fernseher und springen gleichzeitig im Fernseher hin und her. Manchmal fand sich die kleine Möhre höchstselbst im Flimmerkasten wieder.
Da quietschte die Ella, die ja immer noch nicht sprechen will, rannte zum Fernseher und zeigte uns uns, oder sich sich.
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