Sonntag, September 21, 2008

Warum das Bett nicht mehr piekst

Der Herbst ist da und damit auch die Zeit, in der das Zubettgehen immer mit Geschrei und Gezeter verbunden ist. Doch nicht von Ella ist hier die Rede, sondern von einem anonymen anderen Familienmitglied, dem das eiskalte Bett neben der eiskalten Wand vorkommt wie tausend kleine Nadeln.

Ella selbst ist zur Zeit mit dem Schlafen eng befreundet. Sie schläft morgens zum Teil doch deutlich länger als man das von ihr kennt, muss dann aber bald schon wieder einen ausgiebigen Mittagsschlaf unternehmen, aus welchem sie totmüde erwacht und dementsprechend früh ins Bettchen huscht.

Es ist unwahrscheinlich, dass Ella noch immer ein Schlafdefitzit vom letzten Wochenende aufweist, andererseits war das aktuelle Wochenende für die Möhre keinesfalls weniger aufregend als das letzte.

Zunächst einmal hatte Ellas Kita am Freitag zu. "Wir gucken uns mal das ganze Spielzeug an", sprach Ellas Erzieherin, nachdem sich Ellas Papa nach den Gründen erkundigte.
Und während Ellas Erzieherin also mit Ellas Spielzeug spielte, mimte Oma Münster Ellas Babysitter und ging mit der Möhre Hausschuhe kaufen.

Für die etwa 300 Meter Fußweg zum Laden, den Schuhkauf und die 300 Meter Rückweg brauchte das Gespann insgesamt 2 Stunden, was Ellas Oma durchaus bemerkenswert fand. Ellas Eltern hingegen wussten bereits, dass kleinste Besorgungen durch die Anwesenheit ihrer kleinen Tochter schnell mal einen Vormittag sprengen können.

Am Samstag musste sich Ellas Papa fortbildender Weise mit Brüchen und Bruchzahlen befassen und Mama im Brandenburgischen Grillen. Was also tun mit der Möhre?
Mama nahm sie mit, drückte sie in Berlin Oma und Opa in die Arme und ging grillen. Ella verbrachte zum ersten Mal in ihrem Leben eine Nacht ohne Mama und Papa.

Das Kind war unbeeindruckt. Um 4 Uhr nachts war sie kurz wach und brabbelte "Mama", doch Opas psychologisch geschickt formulierte Aussage "Ella!" hypnotisierte die Möhre und ließ sie prompt wieder in tiefen Schlaf fallen.

Auch am Morgen schien sich Ella der historischen Nacht nicht bewusst. Man stapfte zum Spielzeug, mampfte ein Brot und traf sich dann am Bahnhof irgendwann mit Mama. Hier erst zeigte Ella eine Reaktion auf ihre erste Nacht ohne Eltern: Sie beachtete ihre Mama nicht, wirkte - so die Mama später - eingeschnappt.

Zwischen den Stationen Hamburg Dammtor und Hamburg Altona erkrankte Ella dann spontan. Papa, der sich am Bahnsteig auf ein ihm in die Arme flitzendes Kind freute, bekam ein rotbackiges, säuerlich riechendes Kind entgegen gereicht. Hier und da klebte in Ellas Haar noch das Berliner Butterbrot, das scheinbar mal gucken wollte, wie Hamburg so aussieht und daher wieder nach draußen befördert wurde.

Positiv an der ganzen Sache ist, dass hier für das kranke Kind plötzlich doch schon mal die Heizung angemacht wird. Das Bett und die Wand werden heute nicht wie tausend Nadeln pieken und es wird demnach auch kein Geschrei und Gezeter geben, wenn sich das anonyme Familienmitglied heute schlafen legt.