Sonntag, September 07, 2008

Siechtum und Zoo

Was die Woche bringen würde, deutete Ella am Montagmorgen zart an, indem sie in die Küche wankte, sich dort auf die Fliesen legte und mit dem Gesicht nach unten wieder einschlief.

"Hmmm", grübelten da die Eltern, "unsere Möhre ist entweder depressiv oder krank", mit der Folge, dass Ellas Mama ein aus mysteriösen Gründen am Arbeitsplatz schlummerndes Puzzle endlich nach Hause brachte, denn nichts hilft besser gegen Depressionen als ein 24-Teile-Puzzle.
Mit dem guten Gefühl im Bauch, die kleine Maus mal wieder richtig glücklich machen zu können, liefen Ellas Eltern beide in die Kita.
Dort war die Hölle los. Kinder tobten und johlten, spielten und rannten, nur ein Kind hing im Arm der Erzieherin und wollte sich nicht am Gejohle beteiligen. "Sie ist krank", lautete das Fachurteil der Erzieherin. Voilá. Das Puzzle hätte also noch weiter an Mamas Arbeitsplatz schlummern können.

Ella blieb dementsprechend am Dienstag mit Aufsicht Papa zu Hause und verstand es, in diesen Stunden intimsten Beisammenseins ihre Krankheitserreger in einen neuen Wirt (Papa) zu pflanzen, woraufhin dieser von Donnerstag bis Samstag höchstselbst brach lag und daher an drei von vier Arbeitstagen einfach mal zu Hause war.

Doch wie es scheint, hat auch dieser Blog-Eintrag ein Happy-End: Ella schmeißt Viren und Bakterien ohenhin immer nach spätestens 24 Stunden raus und auch Papa nimmt nun wieder am Leben teil.

Dies musste gefeiert werden. Wie jedes Jahr im September zog es die Kleinfamilie in den Zoo. Ella wurde davon beim Frühstück berichtet, woraufhin sie vor Jubelschreien und Lachattacken kaum zum Butterbrotessen kam.

Im Streichelzoo konnte Ella den Vorwurf, sie habe Angst vor Ziegen, verbunden mit auf sie gerichteten Zeigefingern nicht lange auf sich sitzen lassen. Vorausgegangen war ein im Kleintiergehege Haken schlagendes Kind, das in seiner Panik alle anwesenden Eltern, Kinder und Ziegen verrückt machte.
"Ella hat Angst vor Ziegen", hieß es deshalb, woraufhin Ella errötete, sprach "Ella keine Angst Ziegen" und mit entschlossenem Blick das Gehege mit den reißenden Bestien betrat. Ellas Mut wurde nicht belohnt. Ausgewachsene Hamburger Menschen, die anscheinend nicht mit kleinen Kindern im Streichelozoo rechneten, liefen unsere Möhre um, woraufhin diese im Ziegenkot landete.

Ansonsten wichtig: Ella hat sich eine eigene Spezialgrammatik angeeignet. Herzstück dieser Grammatik ist das bislang unbekannte redundante Akkusativobjekt mit semantischer Präzisierung.
Beispielsätze:
Ella mag das nicht, Flugzeuge.
Ella mag das, Milch.
Ella mag das nicht, Clowns.

Inhaltlich lobenswert ist natürlich vor allem der letzte Satz. Für ihren Clown-Hass kann man Ella nur auf die Schulter klopfen. Die Einsicht, dass weiß und rot geschminkte Männer mit Perücken, O-Beinen, bunten Hosenträgern und Luftballons einfach nur dämlich sind, kommt anderen Kindern erst im zweiten Lebensjahrzehnt.
A propos Zahlen: Ella kann schon zählen. Bis Fünf. Eins, Zwei, Drei, Vier, Fünf.