Sonntag, Oktober 19, 2008

Mondfühlig

Es begann alles damit, dass am Mittwoch Vollmond war.
Eine besonders mondfühlige Kleinfamilie lag in dieser Nacht im Bett und starrte mit ihren sechs Augen zwei Stunden lang die Zimmerdecke an.

Eine Kettenreaktion ungeahnten Ausmaßes setzte ein: Ella fehlten am Donnerstag also zwei Stunden Schlaf, was - da reicht ein Blick auf den vorigen Blogeintrag - für unsere Möhre schon ein ganz schönes Pfund ist. Ellas Laune hielt sich demnach am Donnerstag in starken Grenzen. Dies widerum hatte zur Folge, dass die Nacht zum Freitag als die zweitschlimmste Nacht für
Ellas Eltern in die Geschichte gehen wird:

Zur Verdeutlichung des Grauens folgt hier eine recht genaue Chronologie der erschütternden Ereignisse:
Ella lässt sich am Abend nicht mehr umziehen, da sie für jede Aktivität zu müde und entsprechend schlecht gelaunt ist. Sie muss so doll weinen, dass ihr Abendbrot wieder herauskommt und auch sauer ist. Mit letzter Kraft schleppt sich Ella ins Bett.
Um 21:30 erwacht sie, was um diese Zeit nichts Ungewöhnliches ist, und watschelt ins elterliche Schlafzimmer, wo sie niemanden vorfindet, da die Eltern noch nebenan sind. Ella ist außer sich vor Müdigkeit und Wut und weint schlimm und lang.
Schließlich liegen die gewünschten Personen alle im Bett und freuen sich auf einen festen Schlaf bis zum Morgengrauen.
Doch um 01:00 verspürt unsere kleine Dame leichten Hunger, den sie voller Wut und einem Säugling nicht unähnlich in die Nacht brüllt. Erst nach etwa 5 Minuten konnten die Eltern herausfinden, dass tatsächlich Hunger die Ursache war - schließlich befindet sich Ellas Abendbrot ja mittlerweile auch in der Waschmaschine.
Ella erhält also ein Toastbrot, welches sie - dies berichten später Ellas Eltern unabhängig voneinander - in geradezu absurder Lautstärke verspeist.

Um 03:00 wird Ella wieder weinend wach. Nun hat sie nämlich Durst.
Um 05:00 erwachte Ella erneut. Der Grund ist an Sarkasmus nicht zu überbieten: Ella beschwert sich über Toastbrotkrümel im Bett.
Ohne Übertreibung kann man sagen, dass Ella und ihren Eltern rund eine halbe Nacht gestohlen wurde. Alles wegen dem blöden Vollmond.

Kurios ist übrigens, dass nach jeder schlimmen Nacht Onkel Fredde und Tante Kati zu Besuch kommen. Dies war bei der schlaflosen Nacht im Oktober 2006 so, und so war es auch jetzt.

Ellas Onkel ist spezialisiert auf schwererziehbare Kinder und Ellas Tante auf Frisuren. Und so spielte Ella "schwieriges" (weil immer noch übermüdetes Kind) und Friseurpatientin.
Samstag ging es dann - ergänzt durch Oma Münster - noch in den Zoo. Ellas Wochenende war gefüllt mit einigen Attraktionen, und doch hinterließ sie bei ihrem Besuch wohl eher den Eindruck, zur Zeit etwas seltsam zu sein.

Doch Ella war einfach nur sehr wechselhaft gestimmt. Zur Verdeutlichung könnte man den Eisbären im Zoo befragen, was er von Ella denn so hält: Er würde sagen, dass Ella ein ausgesprochen liebes Kind sei, denn Ella war es, die während der Robben-Fütterung nur Augen für ihn hatte und stets rief "Eisbär! Aufstehen!". Fragte man Ella dann, ob sie Eisbären möge, sagte sie zum Behagen der umstehenden Menschen "Ja, und Leverkusen."

Würde man aber die Touristen fragen, die heute Mittag am U-Bahnhof Mönckebergstraße in den Zug steigen wollten, wie sie Ella so finden, so würde das Urteil etwas anders lauten.
Diese ahnten nämlich nicht, dass im einfahrenden Zug ein 90cm großer Wicht den Wutanfall des Monats hat. Der Papa des Wichtes heckt gerade den Plan aus, mit Ella kurz auszusteigen. Er steht mit dem schreienden Bündel also bereits an der Tür. Der Zug hält und wir schalten nun wieder zu den wartenden Touristen.

Diese sehen, wie ein Mann die U-Bahn-Tür öffnet, gleichzeitig aber ein knallrotes, tobendes Kind in der Hand hält, welches die geöffnete Tür mit aller Kraft zu schließen versucht.
Die irritierten Touristen wählten schnell einen anderen Eingang und es bedurfte noch viel Zeit und einiger pädagogischer Tricks von Papa, Mama, Onkel und Tante, dass Ella sich irgendwann wieder beruhigte.

Wir hoffen, dass so bald nicht wieder Vollmond ist.