Montag, September 11, 2006

Das wichtige Telefonat

Mit großen Erstaunen beobachtete ich gestern, wie der kleine Hauptstädter Tim mit seinen 2 Tagen Lebenserfahrung von seiner Mama in eine Sitzschale gestopft wurde.

Wir, die auch eine solche Schale besitzen, haben Ella dort noch nicht hineingesetzt. Der Grund wurde irgendwann im Hirn der Mutter erbrütet und lautet: "Die Sitzschalen verursachen Hüftschäden bei den ganz kleinen Babys".
Da meine Berliner Familie sonst zu teilweise beeindruckender Besorgnis neigt, wunderte mich der dortige laxe Umgang mit der bösen, nach Hüftknochen schnappenden Sitzschale doch sehr.

Mit jedem Zugkilometer Richtung Gelsenkirchen wich diese Verwunderung jedoch immer mehr dem Entschluss, dass meine Ella nun auch in die Sitzschale darf. Wir lassen uns vom 5 cm kleineren und 2 Kilo leichteren Häuflein Tim doch nicht so einfach an die Wand spielen. Nicht mit uns! Bereits zum Frühstück schnappte ich meine Tochter und ließ sie in die ergonomisch geformte Schale gleiten. Ella war fasziniert und genoss die ungewohnte Aussicht eines erstmals leger liegenden Menschen. Dass unsere Zimmer- decke schön weiß ist, weiß sie nach 2 Monaten auf dem Rücken liegen jetzt ja auch zur Genüge.
Wie geil sie die neue Position findet, erkennt man daran, dass sie auch ohne Nuckel im Mund Spaß hat. Sie beobachtet ihre Eltern dann einfach. (Dazu muss allerdings gesagt werden, dass Ella Eltern hat, die auch wirklich hoch interessant frühstücken.)

Die Frage wird nun sein: Akzeptiert Ella das waagerechte Liegen noch? Die Antwort scheint lauten zu müssen: nachts sehr wohl, tagsüber leider nicht.

Als Mama vorhin zur Rückbildung ging, schlief Ella recht bald ein.
In dem Moment, in dem ich mich entschloss, nun ein wichtiges Telefonat zu wagen und meine Begrüßungsfloskel in den Hörer flötete, wurde mein Säugling wach und war über die horizontale Lage alles andere als erfreut.
Das Missfallen schrie sie überdeutlich in den Telefonhörer, an welchem anderen Ende meinem wirklich wichtigen Gesprächspartner wohl die Kaffeetasse aus der Hand fiel.
Wenn es morgen im Kollegium heißt, Herr Andreas H. habe gestern einen Hörsturz erlitten und kann heute leider nicht unterrichten, werde ich den glücklichen Schülern sagen, dass das liebe Ellachen mit ihrem süßen Stimmchen für diesen Ausfall verantwortlich ist.
Das von mir auf etwa 20 Minuten angesetzte Gespräch wurde dann auch bei der ersten Gelegenheit von beiden Seiten gleichermaßen dankend abgebrochen. Meine Schnuller-in-schreienden-Mund-stopfen-Taktik ging nämlich nicht auf. Der Mund schrie und bemerkte den Schnuller gar nicht, Herr H. am anderen Ende war ganz Ohr...

Die Lösung: Ella wollte in die Sitzschale und dort ihren Papa angucken. Frieden und Ruhe kehrten ein, als sie dort mit ihrer Eule saß. Herr H. wird mir das nicht glauben...

1 Comments:

At September 11, 2006 11:25 PM, Anonymous Anonym said...

als tägliche Blogleserin, die darüber hinaus Ella heute auch noch live bestaunen durfte, kann ich nur den Worten der jungen Mutter Nachdruck verleihen: Ella wird wirklich jeden Tag niedlicher.

 

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