Montag, März 10, 2008

Nasse, sehr nasse Küsse

Um zu verstehen, warum Papa und Mama in der letzten Woche ganz doll lachen mussten, stelle man sich bitte eine Badewanne vor.
In diese Wanne denke man sich ein Kind, das a) immer recht gerne speist und b) noch "kein sonderlich ausgeprägtes Bindegewebe" (Mama) besitzt, weshalb c) der Bauch dieses Kindes im Verhältnis zum übrigen Körper unfassbar dick ist.

Dieses nackt immer ganz besonders lustig aussehende Persönchen ist ja - wir berichteten - seit ein paar Tagen in der Lage "Bauch" zu sagen. Und damit waren die Voraussetzungen alle gegeben für Ellas Performance. Und die ging so:

Mitten beim Baden erhob sich das Kind, ging leicht in die Knie und presste mit größter Kraft den Bauch nach vorne. Das Gleichgewicht in dieser seltsamen Position gerade noch haltend, schrie Ella mit ernster Miene "Bauuuuuuuch! Bauuuuuuuch!", klopfte sich stolz auf selbigen und sorgte damit für größte Erheiterung in der sonst so tristen Nasszelle.

"Unbedingt merken und bald in der Männerdusche des Fitnessstudios ausprobieren", dachte sich Papa.

Am Wochenende fuhr die dynamische Kleinfamilie in Sachsen-Anhalts Landeshauptstadt und zeigte dabei ungewohnte Schwächen bei der Ticketinterpretation (Hinweg) und Kreativität auf der vom Streik bedrohten Rückfahrt. Am Ende saß man nie im Zug, den man gebucht hatte, war aber stets guter Dinge.
Die Magdeburger Kleinfamilie, die an diesem Wochenende die Eigenschaft hatte, unsere Gastgeberfamilie zu sein, besteht nicht aus Mama, Papa und Ella, sondern aus Mutti, Vati und Carla. Letztere ist gerade mal 6 Monate alt und in der Disziplin "Eltern nerven" bei Weitem noch nicht so gut ausgebildet wie Ella.
Diese stapfte durch die Wohnung und schien zu denken "Wolln doch mal sehn... Diese Wohnung ist doch bestimmt noch nicht kleinkindtauglich."

Schonungslos zeigte Ella Mutti und Vati aus Magdeburg alle Ecken, an denen unbedingt noch gearbeitet werden muss, ehe Carla laufen, Bierdeckel zerknicken, Seramis-Kugeln schmeißen, DVDs besteigen, Bücher rupfen und VHS-Kassetten überspielen kann. All dies beherrscht unsere Tochter und geizte nicht, von diesem Fähigkeiten Gebrauch zu machen.
Mama und Papa diskutierten voller Selbstmitleid die Frage aus, ob sie nun gute oder schlechte Eltern seien - derweil schmiss das Kind die Seramis-Kugeln durch die Wohnung und freute sich über die Rolle des Chef-Kindes.

Carla, die mit einem kleinen Knuff in den Bauch ("Bauuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuch!") von Ella begrüßt wurde und das gleich mal eher doof fand, wurde im Anschluss von Ella aber immer sehr lieb gestreichelt.
Überhaupt ist unsere kleine Maus nicht nur anstrengend, sondern neuerdings auch sehr verschmust. Ella gibt jetzt Küsschen. Und Mama und Papa finden, dass Ella ganz toll Küsschen geben kann: Der Mund ist halb auf und wabbelig, die nähere Umgebung des Mundes IMMER nass. Ein wahres Fest - so ein Ella-Kuss.

Ein neues Wort ist im Programm: Ella hat eine ganz spezielle Bezeichnung für "Schnuller".
Wenn Ella den Schnulli will, zeigt sie auf den Mund und sagt in etwa "Gödlllgödlllgödlll". Dieser Laut ist schriftsprachlich schwer wiederzugeben, daher muss die Zusatzinformation gereicht werden, dass Ellas Zunge dabei sehr weit vorne im Mund schlabbert und auch etwa ein Liter Speichel eine unüberhörbare Rolle bei der Lautproduktion spielt.