Die weinende Muslimin - Ellas Zuckerfest
Ellas Kita hatte am Freitag geschlossen. "Sollen die Eltern doch sehen, wo sie ihr Kind lassen", stand nicht unter dem Schild, hätte dort aber durchaus stehen können.
Was tun, wenn Papa noch den letzten Schultag mit Ringelpietz mit Anfassen überstehen und die Mama auch arbeiten muss?
Wir ließen Oma Damp einfliegen. Und was hatte diese als Überraschung dabei? Einen Nissenkamm!
Aus Ellas fescher Frisur purzelten nämlich die kleinen Läuse-Teenies und ließen Ellas Mama laut "Nissen!" schreien.
In einem Infobrief zum Thema "Läuse" konnte man jüngst lesen: "Läuse haben nichts mit Unhygiene zu tun" und es wäre ja wohl noch schöner, wenn man Ella, die unter Tränen und wütendem Gestampfe allabendlich in die Badewanne gedrückt wird, die dann einen riesigen nassen Schwamm über den Kopf gehalten bekommt, die dann unter Geschrei im Regen steht, wenn dieser Schwamm ausgepresst wird; wenn man eben dieser jammernden Badenixe nun auch noch mangelnde Hygiene vorwerfen würde.
Ella stand am Freitag dann jedenfalls eine höllische Entlausungs-Prozedur bevor...
In den Stunden zuvor hatte sie noch viel Spaß mit der Oma: Straßenmusikanten in Ottensen und Bilderbücher in Altona ließen keine Langeweile aufkommen. Dann aber kam Mama. Dann kam Papa. Und dann ging es los:
Erst wurden die Haare geschnitten, bis es schien, als verwandele Mama das kleine Mädchen Ella in den kleinen Jungen Ello.
Danach wurde Ella - jawohl - gebadet. Wütende Schreie drangen aus dem Bad. Es wurde eine üble Tinktur geöffnet, die es sich auf die Fahne geschrieben hat, Läuse und Nissen zu bekämpfen. Die Tinktur wurde in das einerseits nasse und andererseits auch sehr müde Kind eingerieben. Gebrüll. Ein Turban wurde zwecks "45 Minuten einwirken lassen" um unsere Tochter geschleudert. Ella war stinksauer und ließ mit ihrem Kopftuch pünktlich zum Zuckerfest ein wenig orientalische Luft in unsere 4 Wände wehen. Stinksaure orientalische Luft. Noch ein paar Mal flitzte die Schein-Muslimin durch die Wohnung und weinte...
Zum Schluss kam dann der Nissen-Kamm. Forsch bahnte er sich seinen Weg und popelte die letzten Nissen-Leichen aus der Knabenfrisur. Papa, ab morgen für Erziehungsfragen verantwortlich (es beginnen die Schulferien), kniff die Augen zusammen und starrte auf die im Kamm gefangenen Krümel.
"Wo ist die Nisse?", fragte er. "Hier", sprach Mama und deutete auf einen Krümel, der sich neben zwei anderen Krümeln befand. "Das ist die Nisse, das daneben ist Schorf und das hier dürfte Leberwurst sein."
Papa, der ohenhin Mühe hatte, überhaupt drei Krümel zu entdecken, diese dann aber zumindest als optisch und biologisch vollkommen identisch einstufte, dachte nur "Oh."
Es kann also durchaus sein, dass Ella in den nächsten Tagen noch ein paar Mal eine Rundum-Entlausung erfährt, obwohl in ihrem Haar nur Schorf und Leberwurstkrümel hängen. Da würde dann aber hoffentlich irgendwann der Kinderarzt sprechen: "Stop, es ist doch nur Wurst".
Dank unserer Laus-Maus (milde Bezeichnung) oder Läuse-Schleuder (schärfere Bezeichnung) wurde auch die gesamte Wohnung - zumindest alles, was man als Textilien bezeichnen kann - gewaschen. Ununterbrochen rumpelte die Waschmaschine und sah man die Mama muskelbepackt Wäschekörbe hin- und hertragen. Handtuch-Engpässe, verschwundene Kuschelecken, nasse Stofftiere... Man mochte das Wort "Ausnahmezustand" in den Mund nehmen.
Am Samstag ging es mit unserer entlausten Möhre zu IKEA. Dort gab es Mett. Die zahlreichen Möbel, aber auch das zum Mett gereichte Brötchen sollen in dieser Möbelhaus-Ausflugs- Berichterstattung ganz bewusst eine untergeordnete Rolle spielen. Aus Ellas Sicht gab es bei IKEA nämlich vor allem METT.
Schließen wollen wir diesen lausigen Blog-Eintrag mit einer Sensation:
Ella griff am heutigen Sonntag die Hand des Papa, zerrte ihn ins Bad und deutete mit einem "Hömmm" auf die Badewanne. Ella wollte baden! Hatte sie etwa die blöde Laus-Broschüre nicht gelesen? "Läuse haben nichts mit Unhygiene zu tun" stand da doch zu lesen...
Egal. Ella badete. Friedlich.
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