Sonntag, August 05, 2007

In den Regen gebrüllt

Ella scheint Papas grundsätzlich kritische Einstellung unbekanntem Essen gegenüber geerbt zu haben. Nach ein paar Wochen des Testens, des Knusperns und Schmatzens immer neuer Essens-Sensationen scheint Ella mit ihrem aktuellen Repertoire an akzeptierten Nahrungsmitteln zufrieden zu sein.

Neues wird lediglich für eine Sekunde im Mund behalten und dann als Teil eines von Ekel gezeichneten Gesichts wieder in die Freiheit befördert. Irritierender Weise besteht Ellas eben schon erwähntes Repertorie vor allem aus Sättigungsbeilagen.
Ella liebt zur Zeit Kartoffelpürree, Reis, Nudeln und immer wieder Brot. Höchstwahrscheinlich ist sie auch großer Mehl-Fan. Das wollen wir aber nicht ausprobieren.

Schön ist, dass Jenni nun auch in Hamburg wohnt. Doof ist, dass Jenni immer heimtückische Pläne schmiedet, welche die dynamische Kleinfamilie beispielsweise zu einem idyllischen Ausflug in die Pampa führen.
In dieser bei Trockenheit sicher sehr netten Pampa , in der viele tolle Tiere zu bestaunen sind, ergoss sich ein beachtlicher Regenguss über die Häupter der Ausflügler. Ella hatte als einzige eine echte Chance auf Trockenheit (Kinderwagen unter dem Regenverdeck), doch ließ sie die Chance ungenutzt und brüllte sich aus der Trockenheit in den Regen. Nass und zufrieden guckte uns das willensstarke Kleinkind an.

Und die Tiere? Die kamen auch ganz gut an. Ella näherte sich einem Hängebauchschwein, erschauderte vor einer riesigen Kuh und fand die kleinen Mäuse zum Lachen.

Mutig: Ellas Mama marschierte mit Ella im Kinderwagen unter dem schützenden Regenverdeck durch einen kleinen dunklen Raum mit frei fliegenden Flughunden. Papa schätzte das Risiko ab und zog es vor, den Raum nicht zu durchschreiten, sondern durch die EIngangstür wieder hinaus zu gehen. In der Diskussion, ob es in Ordnung ist, sein Kind ungefragt durch ein dunkles Loch mit etwa 30 flatternden Flughunden zu schieben, möge jeder Leser seinen eigenen Standpunkt ausbalancieren.
Wenigstens war es da drinnen trocken.

Als dann das sexuell noch nicht orientierte Kleinkind zur Hamburger Parade der Schwulen und Lesben ging, war Ellas Papa weg. Entführt.
In Berlin wartete eine Horde Jungs mit allerhand Gedanken unter der Schädeldecke auf den in den Ernst des Lebens zu verabschiedenen Junggesellen.
Dennoch genoss Ella das bunte Treiben an der Alster.

Der Oma in Berlin haben wir ja schließlich schon mal vorgerechnet, dass mit einer Wahrscheinlichkeit von 28% eines ihrer drei Enkelkinder homosexuell ist. Ella wäre hier in Altona jedenfalls gut aufgehoben.

Plötzlich schaltete auch das Wetter um auf Hochsommer. Ella hatte heute, so die Erzählung der Mama, großen Spaß auf einem Spielplatz im Volkspark. Durchs Wasser sei die Möhre gestapft, hieß es. Auf dem Rückweg jedoch gab es wieder Probleme mit dem Fahrradhelm. Da müssen wirklich Nägel drin sein.