Samstag, August 18, 2007

Gwusel, Wurstgnom... in jedem Fall ehelich.

Ereignisreiche Tage liegen hinter der dynamischen Kleinfamilie...
Ella wurde vor einer guten Woche in ein äußerst schmuckes Miet-Auto gestopft, verschlief glücklicherweise fast die ganze Fahrt nach Berlin, musste erst im Schatten des Funkturmes weinen und kurze Zeit später brüllen, stieg aus und fand sich in einem Nobel-Hotel wieder, in dem es sich super durch die Gänge flitzen ließ.

Der ungewohnt edle Rahmen lag darin begründet, dass Ellas Eltern heirateten. Sich. Aber auch irgendwie Ella. Aus dem unehelichen Kind, wurde ein eheliches. Ella ehelichte also. Folglich hat Ella auch geheiratet. Es war die erste von idealer Weise zwei Hochzeiten in ihrem Leben.

Dieser Tag, der von zu Oberflächlichkeit neigenden Zeitgenossen stets als der schönste Tag des Lebens bezeichnet wird, war in der Tat sehr schön, allerdings nicht unbedingt für Ella.
Erst wurde Papa aus dem Zimmer geräumt, dann wurde der Mama vor Ellas Augen eine Frisur verpasst, die gar nicht mehr nach Mama aussah, schließlich wurde Mama in ein Kleid gezwängt, das Ella nur noch anbrüllen konnte.

Vor dem Standesamt war es Ella dann zu bunt. Alle bestaunten und fotografierten ihre verkleideten Eltern, da gab es nur noch einen Weg für unsere Möhre, wieder die volle Aufmerksamkeit zu erlangen. So stapfte sie gemächlich in Richtung eines Starkstromkabels, das der im Abbau befindliche Flohmarkt scheinbar nicht mehr brauchte. Das Brautpaar rannte hinterher. Ella war wieder wichtig. Mission erfüllt!

Die Trauung gestaltete sich für Ella extrem langweilig. Trotz Ehrenplatz auf dem Schoße der Braut zog es Ella irgendwann vor, ein wenig durchs Standesamt zu latschen.

Vor der Feier hatten Mama und Papa am meisten Angst. Was wird, wenn Ella irgendwann nicht mehr feiern, sondern schlafen will?
Hier nur ein dickes Lob an unsere Möhre! Nach einem Zwischentief berappelte sie sich wieder, fügte sich in ihr Schicksal und tanzte mit Windelpopo und Augenringen zu jedem Song, den Mama und Papa so dabei hatten. Um 3:30 war dann Schluss und das müdeste Kleinkind Mitteleuropas konnte nicht einmal mehr umgezogen werden, sondern schlief exakt so ein, wie man sie angetrunken ins Bett gelegt hatte. Mit der Stirn auf dem Laken und dem Hintern nach oben.

Das erste Bild des heutigen Eintrages zeigt die müde Möhre am Folgetag, welcher durch einige Mittagsschläfe immer wieder unterbrochen wurde.

Nach diesem Schlaf-Tag ging es dann in die Flitterwoche. In Wien, wo Ellas Mama einem Exzentriker gleich in den ersten 24 Stunden zweimal das Zimmer wechseln ließ, gelang es der Kleinfamilie dank jahrelangen Trainings in Berlin mit der sparsam dosierten Freundlichkeit der Ureinwohner zurecht zu kommen.
Ella verstand es jedoch stets, auf ihre entwaffnende Art auch den österreichischsten Wiener zu einem Lächeln zu bringen. "Gwusel" wurde sie dort genannt. Wir dagegen sagten "Wurst-Gnom".

Die Geschichte des Wurst-Gnoms ist schnell erzählt. Am Abend stapfte Ella nur mit Windel und Lätzchen bekleidet durch das Hotelzimmer und sang dabei irgendetwas. In ihrer Hand hielt sie eine Wurst, die sie immer schön schüttelte. So auf und ab gehend, konnten ihre Eltern nicht anders, als sie Wurst-Gnom zu nennen und ein bisschen auszulachen.

Überhaupt orientiert sich die in der Vorwoche noch begeisterte Beilagen-Esserin nun immer mehr Richtung Fleisch. So wie ihr Vater als Kleinkind im Steakhouse die ihm zugewiesenen Pommes beiseite schob und sich mit dem abgehangenem Filetsteak eines Elternteil vergnügte, tat es Ella im Restaurant "Figlmüller", das nicht ganz zu unrecht damit wirbt, die weltweit größten Wiener Schnitzel zu servieren.
Ella bekam Kartoffeln, stellte aber schnell fest, dass die panierten Wagenräder links und rechts ihres erbärmlichen Gerichts weitaus besser schmeckten. So landeten Ellas Kartoffeln begleitet von grimmiger Kleinkindmiene auf dem Fußboden. So wurde immer wieder nach dem Schnitzel links und dem Schnitzel rechts gegriffen. Wären es nicht die weltweit größten Schnitzel gewesen - die Kleinfamilie wäre nicht satt geworden. So aber ging's.

Ella wurde in Wien übrigens wieder älter: Zu erkennen ist das daran, dasss sie jetzt voll auf Vierbeiner abfährt. Hunde und vor allem Pferde sind so toll, dass man laut lachen muss, wenn man sie sieht. Un in Wien, wo man sich in Fiakern fortbewegt, gibt es viele Pferde. "Öhöhöhöhöhö", machte Ella dann, biegt sich vor Lachen und weiß nicht mehr, wohin mit ihrem Spaß. Und das bei jedem Fiaker, alle zwei Minuten.

Ella ist nun wieder im Pferde freiem und erstaunlich modernen und aufgeschlossenen Hamburg. Mit dem Landen stellten wir unsere Uhren wieder 30 Jahre vor...