Dienstag, Oktober 10, 2006

Mit einem Tag Verspätung: Der Reisebericht

Dies vorneweg: Berlin und Gelsenkirchen sind sehr unterschiedliche Städte, die aber gemeinsam haben, dass ein beträchtlicher Anteil der Stadtbewohner grundlos Fahrstuhl fährt.

In Bahnhofs- und in Kaufhausfahrstühlen hat Ellas Meinung nach niemand außer Kinderwagen-, Fahrrad- und Rollstuhlfahrern und in Ausnahmefällen auch stark beladene Personen etwas zu suchen... Punkt.

Ella war also für knappe 10 Tage in Berlin, in welchen sie ein Programm absolvierte, dass an das Wochenpensum eines Bundestagsabgeordneten erinnert. In einer komplizierten Rechnung konnten wir ermitteln, dass sich Ella 53 Menschen zeigte, teils doll eng verwandt, teils etwas weniger... 21 dieser Menschen nahmen die kleine Ella sogar auf den Arm, mal etwas hilflos (Marc), mal Ella fast die Arme auskugelnd (Opa), mal professionell (Vera) und mal mit nassem Auge an die eigene bevorstehende Vaterschaft denkend (Phil). Andere kamen dafür leider zu spät und durften nur noch einen kurzen Blick auf das schlafende Baby werfen (#50 und Co.) oder waren schlicht und ergreifend zu klein (Tim).

Ella ließ alles über sich ergehen.

Probleme machte ihr allerdings das Berliner Feriendomizil selbst: Der Schlüssel schloss eine ihr fremde Tür auf und plötzlich befand sich Ella in einer komisch riechenden Wohnung, deren Wände viel höher waren als in der Gelsenkirchener Wohnung. Unsicher blickte Ella sich um, zog ein Schippchen und begrüßte Berlin-Moabit mit einem der Gegend durchaus angemessenen Gejammer.

Dieses Misstrauen der Berliner Wohnung gegenüber legte sie erst spät ab. Erschwerend kam noch hinzu, dass sie nicht mehr – wie gewohnt – in ihrer Kindersitzschale nächtigte, sondern in einem Reisebett, das schon seit Mai in Berlin auf ein kleines müdes Baby wartet. Das müde Baby kam dann auch und beschloss, sich an den fiesen Eltern mit einem deutlich hochgefahrenen Trink-Rhythmus in der Nacht zu rächen.

Doch trotz dieser schwierigen Situation für Ella zeigte sie uns, dass sich ihre Eltern auf ein ausgesprochen fröhliches Kind einstellen können. Ella hat das Lachen entdeckt und findet sogar Zimmerdecken und Spucktücher zum Brüllen komisch. So kann es passieren, dass man den freundlichen Säugling „ablegt“, dieser zwangsweise an die zu hohe Zimmerdecke starrt und bald beginnt, jene Zimmerdecke voll zu brabbeln. Schließlich wird entweder das eigene Gebrabbel oder aber die fahle Zimmerdecke als ausreichend komisch angesehen um in quietschendes Gelächter auszubrechen.

Dass nicht unbedingt helllichter Tag sein muss, damit Ella sich bekringelt vor Lachen zeigte sie uns in der Nacht auf den Sonntag. Ella schlief von 20.00 bis 22.30, dann machten Mama und Papa Licht aus. Im selben Augenblick blitzten Ellas Augen auf und funkelten vor Spaß und Vergnügen. Ellas Glucksen, Quietschen und Nuckeln endete um 5:10. Dann, nachdem Mama und Papa die unterschiedlichsten Methoden, Babys zum Schlafen zu bringen erfolglos ausprobiert hatten, schlief die Kleine wie von Zauberhand... Um 7:00 ging dann der Riesenspaß mit Glucksen und Wachsein weiter. Im Gegensatz zu Mama und Papa hatte Ella am Folgetag kein spürbares Schlafdefizit. Vermutlich ist das „Quartal des schlafenden Babys“ nun vorbei...

Nun ist die kleine Ella also wieder in ihrer Geburtsstadt. Ihr Lachen ist bereits zweimal fiesen Heul- und Brüllattacken gewichen: Gestern abend fand Papa keinen Weg, seiner Tochter den Schlafanzug korrekt anzuziehen. Ella schaute sich das bejammernswürdige Schauspiel ein paar Minuten an, ließ das Geknote über sich ergehen, ließ sich dann auch noch von Mama richtig anziehen und fing dann an für 30 Minuten zu brüllen. Voila: Der erste echte Schreikrampf. Rosenstolz, Mama, Papa und viel Geduld standen beim langsamen Runterfahren des knallroten Wüstlings Pate.

Heute früh dann wurde der Kinderarzt Dr. "Gudd" Morina noch lieb angelächelt und vollgebrabbelt. Dann zückte dieser jedoch zwei fiese Spritzen und impfte Ella gegen das Unheil dieser Welt. Ellas Köpflein explodierte fast vor wütendem Wein-und-Schrei-Protest. Auf Papas Arm beruhigte sie sich jedoch schnell und nun schläft sie den Schlaf der Gerechten...


1 Comments:

At Oktober 10, 2006 2:34 PM, Anonymous Anonym said...

Da ist er nun, der Ella-goes-Hauptstadt-Bericht. Sehr schön! Zunächst sei Hartmann und Moe aus dem Mund eines Unkundigen gesagt, daß das Ella-Halten schon recht professionell aussieht! Da kann der Nachwuchs ruhig kommen. :o) Nächstes Mal probiere ich mich auch an diesem ultimativen "Bereit für eigenen Nachwuchs"-Test, dann trifft also der ehemalige Footballer auf das zarte Mädchen ausm Pott. Das kann was werden! War sehr schön bei Euch, seht mal zu, daß Ihr Berlin wieder zu Eurer Stadt macht, auch wenn Euch der hiesige Fußball-Verein, trotz gleicher Farbkombi aber ohne Gas-Millionen, nicht so zusagt.

Gruß,

#50

 

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