Sonntag, Juli 30, 2006

Reizüberflutung

Reizüberflutung nennt der Fachmann folgendes: Ein Kind liegt friedlich auf einer Decke, stellt fest, dass die Decke an einigen Stellen knistert, an anderen raschelt. Ein Griff zur Seite verrät: Oh, dort liegt ein feiner Plüsch-Stern, der ärgerlicher Weise mit einem Plüschstreifen an der Decke angebunden ist. Erste Wut.

Das Kind schaut nach oben, ein natürlicher Vorgang, denn es liegt ja auf dem Rücken. Über dem Kind baumeln 2 Teddybären, von denen einer piept, wenn Papa draufdrückt und der andere nur knackt, weil der bereits kaputt ist. Dann hängen da noch 2 Plüschwolken. Albern eigentlich: Wolken aus Plüsch...
Eine der Wolken ist dunkel, die andere hell. Beide rasseln, wenn Papa gegen schlägt. In der Mitte hängt ein Mond, auf dem ein dritter Teddy sitzt. Bestimmt passiert auch etwas, wenn Papa dagegen haut, aber er lässt es zum Glück bleiben.
Stattdessen bemerkt Papa, dass das Kind ja gar keine Chance hat, an die zu hoch hängenden Teile heranzukommen und befestigt eine Kette mit lustigen Holzringen und einem Holzmännchen zwischen einem Teddy und der Gewitterwolke. Diese hängt nun in Schlaghöhe und das Kind beginnt tatsächlich munter zu strampeln.
Papa will mehr: Er holt den Rasselring und klimpert wie blöd am Ohr des spielenden Kindes herum. Großes Staunen. Erste Anzeichen von Überforderung. Dann löst Papa die Holzkette an einem Ende, zieht den Rasselring durch und befestigt wieder alles. Toll. Der Rasselring hängt nun 1cm über dem Kopf des schon leicht schwitzenden Kindes.

Rasselring-Holzkette-Rasselring-Holzkette-Rasselring-
knisternde
Decke-Holzkette-Rasselring-Wolke aus Plüsch...

Nun kommt Mama mit einer Knister-Eule dazu. Hui, die Knistereule fetzt. Ella findet die Eule wirklich toll, aber da ist ja auch noch die Kette, die Gewitterwolke, die Teddybären (der eine wohl kaputt), der Mond und der Rasselring. Und der Plüschstern, der ja festgebunden ist an der Knisterdecke. So langsam reicht's, Leute.

Boah, da fehlt ja noch das Knisterplüschbuch in Ellas Fantasialand. Schnell das spielende Kind noch mit dem Buch konfrontiert.
Ella schnappt sich das Buch, haut es sich als klares Signal an die Eltern auf den Kopf und versinkt unter einer der literarisch wohl umstrittensten Doppelseite des Plüschbuches, die einen bunten Ball und ein Quietscheentchen zeigt.

Jetzt langt es Ella: Wutausbruch. Tobsuchtsanfall. Reizüberflutung. Ella genehmigt sich eine Portion Milch, weint weiter und beruhigt sich erst abends, als Mama Kaninchen und Papa Wachteln beim Spanier um die Ecke essen.
Den Eltern hängen die beiden vorzüglichen Tiere noch in den Zähnen, und morgen wird etwas dosierter gespielt. Nur die Eule darf zu Ella...