Sonntag, Juli 23, 2006

Wenn an sich ausgeglichene Menschen Durst haben...

Ellas Paten sitzen nun wieder im Zug nach Weimar.

Während des zweitägigen Besuchs zeigte Ella eine ganz besonders ausgeklügelte Vorführung ihres Repertoires: Lieb gucken, schlafen, ausgiebiger Stuhlgang, spontanes Erbrechen, trotzdem 100 g täglich zunehmen und bedingungslose Wut bei Durst.

Gerade bei diesen Temperaturen ist für Mama schwer vorhersehbar, wann es der Prinzessin von Schlaf und Schiss dürstet. Der Durst kommt dann aber lawinengleich angerollt und muss vom ersten Warnschrei gemessen innerhalb von zehn Minuten gestillt werden, sonst wird das liebe Baby zum Terroristen.
Ähnlich dem Papa, der auch sauer wird, wenn zehn Minuten nach offizieller Bekanntgabe des Durstes oder Hungers sich um selbigen nicht gekümmert, sondern weiter nach Schuhen geguckt wird, kann die sonst so liebe Ella binnen kurzer Zeit zur Gewitterziege werden, die mit puterrotem Gesicht und väterlich geerbter Zornesfalte die eben erfahrene Ungerechtigkeit in das ganze Ruhrgebiet brüllt.

Vorhin kam der erste zögerliche Durstschrei ungünstiger Weise exakt beim Verlassen der Wohnung. Auf dem Hauptbahnhof Gelsenkirchen durfte Mama dann nicht mal mehr in den Zug mit den Paten hineinwinken, weil Frollein Durst an der Brust klebte. Vorangegangen war ein langgezogener, gällender Protestschrei, der den neuen Bahnhof in seinen Grundmauern erschütterte... Das Foto zeigt die mütterliche Brust mitsamt wütendem Kind kurz bevor das orangefarbene Kleidungsstück zur besseren Nahrungsaufnahme entfernt werden musste.

Das Ringlein, dessen Nutzen gestern noch in Frage gestellt wurde, wird noch nicht umgetauscht, denn mit viel Phantasie hat Ella vorhin damit gespielt. Das Spiel ging so: Papa hält den Ring und erklärt Ella so ungefähr die Spielregeln. Ella greift nach dem Ring. Papa zieht. Ella zieht. Beide Parteien haben den Mund sperrangelweit auf und staunen. Noch bevor ein Foto geschossen werden kann, war das Spiel beendet. Morgen geht es weiter.